Volltext: Das Weltkriegsende

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Die rein militärische oberste Kriegsleitung 
seine Politik gerichteter Angriffe am 8. März 1918 in der franzö¬ 
sischen Kammer hielt, konnte auf deutscher Seite nur die Überzeugung 
stärken, daß von Frankreich und seinen Verbündeten für den Frieden 
nichts zu hoffen fei. Für Clemenceau galt es damals, den Kriegswillen 
des französischen Volkes durch den Hinweis auf die unersättlichen 
Kriegsziele der Deutschen in Brest-Litowsk auf den Gipfelpunkt zu 
steigern: „Meine auswärtige und meine innere Politik sind ganz das¬ 
selbe. Innere Politik: ich führe Krieg. Auswärtige Politik: ich führe 
Krieg. Ich führe immer Krieg... Mein Bestreben ist, mich mit unseren 
Verbündeten in einem Vertrauensverhältnis zu erhalten. Rußland 
verrät uns: ich führe weiter Krieg. Das unglückliche Rumänien ist ge¬ 
zwungen zu kapitulieren: ich führe weiter Krieg, und ich werde wei¬ 
ter Krieg führen bis zur letzten Viertelstunde, denn uns wird die 
letzte Viertelstunde gehören." 
Bemerkenswert ist eine Niederschrift, die der durch seine Be¬ 
richterstattungen im „Berner Bund" berühmt gewordene Hermann 
Stegemann am 16. Februar 1918 dem Reichsabgeordneten Conrad 
Haußmann übergab. Haußmann war nach vorheriger Verständigung 
mit dem Reichskanzler Grafen Hertling für einige Tage nach der 
Schweiz gereist und dort, einem Rate des Staatssekretärs v. Kühl¬ 
mann folgend, auch mit englischen Parlamentariern in Verbindung 
getreten. Deutschlands militärische Lage wurde damals von Stege¬ 
mann, wie auch überall in der Welt als sehr günstig angesehen. Man 
nahm die militärische Überlegenheit Deutschlands als etwas Selbst¬ 
verständliches hin, sprach aber der kommenden Offensive den Cha¬ 
rakter einer deutschen Verteidigungsmaßregel ab und steigerte sich 
in die Vorstellung hinein, daß gerade nach einer siegreichen deutschen 
Offensive der Haß der Entente noch viel größer und der Friede noch 
viel ferner sein würde. Rach Stegemanns Auffassung konnte selbst 
ein siegreicher Ausgang der Offensive Deutschlands Friedensaussich¬ 
ten nicht verbessern. Auch Conrad Haußmann war überzeugt, „daß 
ein Friedensschluß nach einer siegreichen Offensive schwerer als 
vor einer drohenden und für erfolgreich gehaltenen Offensive fein 
werde." 
Diese Auffassungen standen zu denen der deutschen O.H.L. in 
denkbar schärfstem Gegensatz. Für Hindenburg und Ludendorff stellte 
sich die Lage so dar, daß angesichts der feindlichen Ungeneigtheit zu 
Friedensbesprechungen überhaupt nur noch der Weg der militärischen 
Entscheidung offen blieb. Nachdem das Für und Wider der bevor¬ 
stehenden Offensive nach allen Richtungen hin erörtert und in Ge¬ 
genwart des Obersten Kriegsherrn der Entschluß zur Offensive ge¬ 
faßt worden war, lag es der militärischen Leitung nur noch ob, durch 
eine möglichst gründliche Vorbereitung der Offensive ihre Erfolgs¬ 
aussichten so weit zu steigern, wie es nur irgend möglich war.
	        
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