Vermehrung nicht einmal mehr mit den Menschen aus, die
uns zugeboren werden I Wir behalten sie alle da, denn die
Auswanderungsziffer von 15000 jährlich, die wir aufweisen,
ist für ein Siebzigmillionenvolk praktisch gleich Null, und wir
ziehen noch eine gewaltige Anzahl von Arbeitskräften aus dem
Auslande hinzu. Jahr für Jahr wächst der Einwanderungs-
Uberschuß in Deutschland. Daraus geht hervor, daß unser
Lebensspielraum im Vergleich zu früher viel reicher und größer
geworden ist.
Fragen wir uns, woher diese merkwürdige Erscheinung
kommt, so liegt die Antwort, äußerlich betrachtet, auf Wirt-
schaftlichem Gebiete. Ich sage hier absichtlich „äußerlich be¬
trachtet" — der inneren Frage treten wir noch nachher näher.
Die Äandelsbewegung Deutschlands, Aus« und Einfuhr, be¬
trug zwischen 1871 und 1880 etwa 5 Milliarden Mark. Im
Jahre 1912 aber war sie auf 21 Milliarden, das heißt auf
mehr als das Vierfache, gewachsen. Wenn wir sie näher
betrachten, so sehen wir, daß mehr als die Äälfte der eingeführten
Waren Rohstoffe sind, zur Verarbeitung durch unsre Industrie
bestimmt; von den Gütern aber, die von uns hinausgehen,
sind zwei Drittel Fabrikate, aus diesen Rohstoffen hergestellt
und zum Verkauf im Auslande bestimmt. Äalten wir uns
das vor Augen, so sehen wir, woher der materielle Aufschwung
kommt, der uns den Nahrungs- und Mehrungsspielraum er-
wettert.
Wovon leben wir und wovon sparen wir? Eben von
dem Ertrage unsrer Arbeit, indem wir in die eingeführten
Rohstoffe Intelligenz, Erfindung, Geschicklichkeit, Schulung
hineinlegen und dadurch Mehrwerte schaffen. Diese umge-
schaffenen Werte senden wir über die Grenze: sie erscheinen
den Leuten draußen kaufenswert, und man nimmt sie uns ab.
Allerdings dürfen dabei auch nicht die großen Werte vergessen