Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

ie großen Kriege haben in der Weltgeschichte jeder seinen 
Namen. Wir sprechen von den Perserkriegen, vom 
Peloponnesischen, vom Dreißigjährigen Kriege. Der Krieg, 
den wir heute führen, wird von der Geschichte als der 
„Deutsche Krieg" gebucht werden. Darf ich versuchen, hier 
auseinanderzusetzen, warum dies der richtige, ja der einzig 
mögliche Name für diesen Weltkrieg ist: der Deutsche Krieg? 
Deutschlands Geschichte ist viele Jahrhunderte hindurch 
vom politischen Auseinandergehen der deutschen Stämme erfüllt 
gewesen. Die Generation erst, die vor uns liegt, hat den 
Durchbruch der deutschen Einheitsbewegung erlebt. Wenn man 
will, so kann man damit zurückgehen bis auf die Freiheitskriege, 
aber es fehlte doch viel daran, daß in jener großen Bewegung 
der Gedanke an die politische Einigung alles von deutschen 
Menschen bewohnten Landes zur durchschlagenden Idee ge- 
worden wäre. Bei manchen, bei den Besten ja, aber lange 
nicht bei allen I Man hatte die Vorstellung: Sind wir wieder 
frei von der Fremdherrschaft, so werden bessere Zeiten für 
das deutsche Volk kommen. Aber bestimmt umrissene Bilder, 
wie die bessere Zeit politisch aussehen solle, begannen sich erst 
während der Menschenalter nach den Freiheitskriegen zu ge- 
stalten, und lange stritten die „Großdeutschen" und die „Klein- 
deutschen" miteinander — die einen, die auch Österreich mit 
nach Deutschland hineinhaben wollten; die anderen, die sich von 
Österreich scheiden und Preußen die Führung Deutschlands 
anvertrauen wollten. Wie es bei allen großen Ereignissen 
der Geschichte zu gehen pflegt, so mußte letzten Endes auch