Volltext: Die Schwerarbeiterfrage [Heft 26/27]

werden. Diese Art „gerechter Verteilung" wäre die ungerechteste. 
Nicht „jedem das Gleiche" muß die Forderung 
lauten, sondern „jedem das Seine", d. h. das 
zum Leben und zur Aufrechterhaltung seiner 
Arbeitskraft Unentb e hrIi ch e. 
Es kann natürlich bei einem Siebzig-Millionenvolk nicht jeder 
einzelne für sich besonders behandelt und berücksichtigt werden. 
Nicht jedem einzelnen kann die Menge und der Nahrungsstoff 
zugewiesen werden, der für ihn gerade notwendig wäre. Es 
müssen verschiedene Personen von gleichartigem Bedarf in be 
stimmte Gruppen zusammengefaßt werden. Wir haben 
deshalb die Ernährung für Kinder, für Erwachsene, für Kranke 
und Schwache, für Greise. Bei der Arbeiterschaft unterscheiden 
wir die Gruppen: Schwerarbeiter, Schwerstarbeiter und Rüstungs 
arbeiter. Über die Versorgung der letzten drei Gruppen soll hier 
etwas mehr gesagt werden. 
Bei der Verteilung der Lebensmittel unter der Arbeiterschaft 
sind zu berücksichtigen: 
1. die Arbeitslast, 
2. die Arbeitszeit, 
3. der Gesundheitszustand des Arbeiters und 
4. die Möglichkeit, sich außerhalb des Kartensystems noch be 
stimmte Lebensmittel zu beschaffen. 
1. Die Arbeitslast. Es bedarf eigentlich keines be 
sonderen Nachweises, daß die Arbeiter, besonders in der Rüstungs 
industrie, schwere körperliche A n str en g unge n haben. 
Das Wort „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot 
essen" ist bei ihnen zur vollen Wirklichkeit geworden. Abgesehen 
davon, daß das Rasseln der Räder, das Rollen der Riemen, das 
Geknarre der Maschinen, der Flackerglanz des Feuers und das 
Gedröhne der Hämmer und Krane schon ungünstig auf die 
Nerven einwirkt, kommen hinzu die Glut des Feuers, die giftigen 
Gase und Dämpfe, das Dunkel des Bergwerks, die Nüsse und 
Kälte in vielen Betrieben; dazu kommt weiter noch die An 
strengung aller Muskeln und Sehnen. Schweißtriefend mit 
Zangen müssen sie mit den rotglühenden Eisen- und Stahlpflöcken 
hantieren, am ganzen Körper vor Anstrengung zitternd. Die 
schweren Bolzen und Stahlplatten müssen sie bewegen und ver 
nieten, schwere Eisenteile und Granaten müssen sie schleppen, in 
gebückter Stellung anstrengende Arbeit verrichten, Halb nackt vor 
glühenden Feuern sich körperlich abarbeiten. Wo wir auch hin 
gehen: ins Bergwerk, an den Hochofen, in das Stahl-, Walz- oder
	        
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