Volltext: Das Glöcklein von Schwallenbach oder Die Vorsehung wacht

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Runde gemacht und schallendes Gelächter das getäfelte 
Prunkgemach erfüllt hat — dort bedeckt ein Haufen Schutt 
den Boden, von feuchtem Moos überwachsen; und wo einst 
die Ritter im Turniere munter die Rosse getummelt, dort 
liegen die Steinblöcke der eingestürzten Ringmauern wirre 
durcheinander. Kein Hornsignal des Wächters vom hohen 
Wartthurme meldet mehr das Herannahen einer Abenteuer 
suchenden Ritterschaar, nicht mehr waltet in den Räumen 
der Burg die geschäftige Rittersfrau, bemüht, die ankom¬ 
menden Fremdlinge gastlich aufzunehmen. Alles, alles 
Leben ist hier erstorben. — Unten aber tief im Thale fluten 
noch heute, so wie einst, die Wellen der Donau dahin und 
lispeln gar wundersame Märlein aus längst verrauschten 
Zeiten. 
Den Wanderer, welcher die menschenleeren, grabes- 
stillen Räume der großartigen Ruine durchschritten und 
schließlich in den buntfarbigen Traum entschwundener Jahr¬ 
hunderte versunken stehen geblieben, weckt aus seinem Sinnen 
plötzlich der helle Silberton des Glöckleins vom nahen 
Schwallenbach, das etwas weiter stromabwärts am ent¬ 
gegengesetzten Donauufer liegt, und mahnt ihn zur Rückkehr 
in's Thal, da es Abend geworden und die hohen Tannen 
dort bereits lange Schatten auf das alte Burggemäuer werfen. 
Im Vergleiche zu der düstern Ruine bietet der kleine, 
niedliche Marktflecken Schwallenbach einen anmutigen Ge¬ 
gensatz. Freundlich schaut der Thurm des uralten Kirch¬ 
leins in die Landschaft hinaus, deren vorzüglichsten Reiz 
der blaue Donaustrom bildet, während im Hintergründe 
grüne Hügel und der bewaldete Jauerling mit seinem lang¬ 
gedehnten Höhenkamme das herrliche Bild abschließen.
	        
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