Volltext: Deutschland und Ostasien [14]

gemeinschaft und die sprachlichen Verwandtschaften, dazu über, in 
China Schulen zu errichten und selbst als Kaufleute Chinesisch zu 
lernen und ins Innere des Landes ihre kaufmännische Propaganda 
vorzutreiben. In dieser Beziehung sind sie von anderen Mächten 
unerreicht, wie auch ihr Einfluß auf die jungchinesische Presse 
sehr groß ist. Amerika bevorzugte in China eine Reklame ganz 
überwältigend großen Stils, die vor Millionenausgaben nicht 
zurückschreckte, wo die kaufmännische Berechnung einen sicheren 
Nutzen in Aussicht stellte. Amerikanische Neklameexpeditionen 
tief ins Innere sind außerordentlich interessante Beispiele solcher 
Zielsicherheit. Gleichzeitig benutzte aber auch Amerika die Gelegen¬ 
heit, China den auf Amerika entfallenden Teil der Boxer¬ 
entschädigung zu schenken gegen die Zusicherung der jährlichen 
Entsendung einer ziemlich großen Zahl chinesischer Studenten auf 
amerikanische Lochschulen. Amerika nutzte auch die Sympathien, 
die ihm im Süden politisch entgegenkamen und die in der amerika¬ 
nischen republikanischen Verfassung das Ideal erblickten, weidlich 
aus. Die Lauptschreier der Revolution, wie Tangschaoyi und 
Wutingfang, allen voran aber Sunjatsen, sind solche Schüler 
Amerikas. And schließlich arbeitete Amerika an zweiter Stelle 
hinter England auch auf dem Gebiete der Mission. Den Missionen 
allein ist in China erlaubt, über die Grenzen der Fremden¬ 
niederlassungen hinaus im Landinnern Grund und Boden zu 
erwerben und Schulen zu unterhalten. Englands Missionswesen 
und seine Ausnutzung letzten Endes zu Landelszwecken ist außer¬ 
ordentlich zu nennen, wobei natürlich England und Amerika als 
Länder gleicher Sprache sich sehr in die Land arbeiteten. Von 
seiten Deutschlands war eine solche Missionsbetätigung bei der 
ganzen konfessionellen Zerrissenheit unseres Vaterlandes undenk¬ 
bar, die Zahl unserer Missionen ist auch verschwindend klein 
geblieben. Es galt auch, als Deutschland sich endlich zur eigenen 
Tätigkeit entschloß, um nicht gänzlich jeden Boden der Zukunfts¬ 
entwicklung in China zu verlieren, eine Arbeit in ganz anderer 
Richtung zu leisten und hier den allgemeinen deutschen Grund¬ 
satz der Bevorzugung der Qualität vor der Quantität zur An¬ 
wendung zu bringen. So wurden unsere deutsche Medizinschule 
in Schanghai und später die an diese sich anschließende deutsche 
Ingenieurschule aus kleinen Mitteln heraus Musterinstitute, so 
leisteten die deutschen Ärzte in den chinesischen Krankenhäusern 
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