Volltext: Deutschland und Ostasien [14]

Rohstoffen bedeutungslos blieb, weil wir seinen Lauptausfuhr- 
artikel, die Seide, erst auf dem Amwege über Frankreich oder 
Italien zu beziehen pflegen. 
Ganz anders ist unserLandelsverhältnis zu China, das mit den 
Jahren eine steigende Bedeutung als Lieferant von Rohmaterialien, 
vegetabilischen ölen, Rindshäuten, Baumwolle, Borsten, Stroh¬ 
borten usw. bekam und dessen Ausfuhr nach Deutschland sich rasch 
hob, während das Tempo der Entwicklung unserer Ausfuhr nach 
China erheblich langsamer war. Die Aufgaben Deutschlands lagen 
in Japan in einer genauen Beobachtung des Marktes und der Ent¬ 
wicklung der Bedürfnisse der Bevölkerung. Das Ansenge dazu taten 
wir, indem wir die Japaner bereitwillig, allzu bereitwillig, in 
Deutschland als Schüler aufnahmen, fle in unsere Betriebsarten 
einführten und ihnen geistige Nahrung boten. In Japan selbst 
beschränkten wir uns auf einige deutsch-japanische Schulen und 
Vereine, überließen aber das weite Feld der Versorgung Japans 
mit Nachrichten, der Bearbeitung der öffentlichen Meinung und 
der Presse völlig und sehr zu unserem Schaden der englischen 
Betätigung — ein Versäumnis, dessen Größe wir jetzt hier wie 
anderswo am eigenen Leibe zu spüren haben. Ganz anders liegen 
die Dinge in China. Anstatt um 60 handelt es sich dort um 
400 Millionen, deren Entwicklung dem Lande! ungleich größere 
Aussichten eröffnete. Auch hier haben andere naturgemäß vor 
uns die Notwendigkeit erkannt, bei dem starren konservativen 
Charakter des Chinesentums nicht auf eine Entwicklung zu warten, 
die, wie in Japan, durch patriotisch-chauvinistische Instinkte und 
deren Anstachelung aus dem Volke selbst zu geschehen hätte, 
sondern selbst handelnd einzugreifen. Engländer, Amerikaner und 
Japaner waren die ersten, die getreu dem Grundsätze, daß der 
Lande! der Sprache folge, mit der Verbreitung ihrer Sprache 
unter den Chinesen begannen. Es gab verschiedene Wege hierzu. 
Die Japaner zogen als erste Tausende von jungen Chinesen auf 
ihre Lochschulen nach Japan und streuten dort ihren Samen aus. 
Sie pflegen diese rein egoistische Tätigkeit gewöhnlich mit dem 
Mäntelchen zu bedecken, daß sie auf diese Weise die Kulturträger 
der modernen europäischen Technik und Zivilisation für das 
Chinesentum seien; das alte Bild, das uns China als geistige 
Nährmutter Japans zeigte, habe sich eben verändert. Sehr schnell 
gingen die Japaner aber auch, begünstigt durch die Rassen- 
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