Volltext: Deutschland und Ostasien [14]

sich der verheerende Taipingausstand, dem sich in unseren Tagen 
die weit weniger blutige, aber wirtschaftlich und geistig un¬ 
gleich tiefergehende Revolution gegen die mandschurische Dy¬ 
nastie anschloß. Diese Revolution war erfolgreich, an Stelle der 
Mandschudynastie trat die Republik. Aber die treibenden Ten¬ 
denzen der Revolution waren stark provinzieller Natur und gingen 
auf eine Losreißung des Südens vom Norden. Sie besiegt zu 
haben, ist das Verdienst des einzig überragenden Staatsmannes, 
den China heute besitzt, Buanschikais, der klar erkannte, daß 
eine Spaltung Chinas in einen Norden und einen Süden bei 
den offen zutage liegenden Plänen feindlicher Nachbarn das Ende 
des chinesischen selbständigen Reiches bedeutet hätte. Er wahrte 
die Maske eines republikanischen Präsidenten und führte aus 
allen Wirren ein in sich geschlossenes China heraus, das er nach¬ 
her mit drakonischer Strenge, unter kluger Ausnutzung aller Am¬ 
stände, zwar dem Namen nach als Republik bestehen ließ, das 
er aber heute monarchischer regiert und fester vom Zentrum Peking 
aus zusammenhält als je ein mandschurischer Kaiser der letzten 
Jahrzehnte. Schon die letzten Jahre der Mandschudynastie hatten 
die Erkenntnis reifen lassen, daß nur unter straffer Zentralisierung 
und Anpassung an westliche Technik China als Staat zu erhalten 
war. Die Eisenbahnverstaatlichung, die Gewährung einer Ver¬ 
fassung mit einem Reichsparlament und Provinziallandtagen als 
äußerem Zeichen, die Reformierung des Leeres waren Ausssüsse 
dieser Erkenntnis. Die Mandschudynastie erwies sich als unfähig, 
das zu vollbringen, Vuanschikai war der rechte Mann dazu. Er 
kehrte zum erfolgreichen diplomatischen System Alt-Chinas zurück, 
den einen gegen den anderen auszuspielen, und erzielte so ein not¬ 
dürftiges Gleichgewicht zwischen den beutegierigen Nachbarn und 
Mächten, das er so lange aufrechtzuerhalten hoffte, bis unter 
seinem Schutze ein kräftiges und handlungsfähiges China erstanden 
wäre. So förderte er die Anlage fremden Kapitals in China, 
namentlich zum Bau von Eisenbahnen, deren strategischen Wert 
zur Beherrschung des Landes er mit Sunjatsen erkannte. So 
unterstützte er die Öffnung neuer Handelshäfen, die Bestrebungen 
zur Modernisierung des chinesischen Lebens. So nahm er immer 
neue fremde Anleihen auf, weil die fremden Geldgeber dann am 
Wohlergehen eines einheitlichen China materiell interessiert wurden. 
And wenn auch das frühere Viermächtesyndikat England, Frank-
	        
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