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Nun kam über Steyr die schrecklichste Zeit. Sie war das
Product der Bauernaufstände, des 30 jährigen Krieges und
anderer Kriege, des zwangsweisen Beitrittes zur Hauptgewerk¬
schaft, und der Auswanderung von Protestanten aus Steyr,
besonders im Jahre 1627. Und der 30jährige Krieg hörte noch
immer nicht auf. Schon am 10. September 1628 wurde wegen
des höchst traurigen Zustandes der Stadt, d. i. wegen der
ungeheuren Schuldenlast, eine große Commission hieher gesendet.
Trotzdem wurde es immer uur ärger. Im Jahre 1637 zählte
man 228 öde Häuser; und im Jahre 1652 war Steyr in der
unglücklichsten seiner Lagen: Von den 600 Häusern der
bürgerlichen Einlage befanden sich in aufrechtem Staude nur
noch 198; die andern 402 Häuser konnten keine Steuern
zahlen; denn 70 waren ganz eingestürzt, 141 standen öde und
leer und hatten keine Eigenthümer, 17 standen öde und leer,
obwol sie Eigenthümer hatten, 174 hatten gänzlich verarmte
Eigenthümer. Vorher schon, im Jahre 1648, hatte der 30 jährige
Krieg geendet.
In dieser traurigsten und geldlosesten Zeit wurde gebaut
das Kapuziner-Kloster von 1615 bis 1617, wurde vollendet die
Pfarrkirche int Jahre 1630, kam im August desselben Jahres
ein Befehl des Kaisers wegen Gründung eines Collegiums der
Jesuiten, welches alsogleich im Baue begonnen wurde, und
worin 1632 ein Gymnasium und Seminarium eröffnet wurden.
Von 1662 bis 1670 führte man sür die 1646 angekommenen
Cölestinerinneu das Kloster auf, dem zwischen 1676 und 1681
der Bau ihrer Kirche folgte. Das Collegium der Jesuiten stand
1662, ihre Kirche stand 1677 fertig da, das neue Gymnasial-
Gebände 1681. Auch die jetzige Dominikaner-Kirche war von
1642 bis 1647 neu ausgebaut worden. Jetzt besaß Steyr Bene-
dictiner Garstens als Pfarrgeistlichkeit und als Beneficiaten,
Dominikaner, Kapuziner, Jesuiten und Nonnen.
Im Jahre 1632 hatte es trotz aller Gegenanstalten in
Steyr und der Umgegend noch viele Protestanten gegeben; daher
wurde am 28. Februar 1633 den Bürgern der letzte, mildreich
bis zum Jahre 1655 gestellte, Termin bestimmt, katholisch zu