Volltext: Krieg, Auslanddeutschtum und Presse [27]

uns mit den Forderungen vertraut zu machen, die die Zukunft 
an uns stellen wird, um im gegebenen Augenblick unsererseits ge¬ 
rüstet zu sein, um diesen Forderungen vollstes Verständnis und 
vollste Einsicht entgegenbringen zu können. Es ist also nicht 
Kritik an vergangenen oder bestehenden Zuständen: es ist 
der heiße und innige Wunsch, im Interesse des Vaterlandes auf 
die Forderungen der Zukunft vorbereitet zu sein, der uns zwingt, 
dieser Frage unserer Volksgenossen draußen, die uns selbst so leb¬ 
haft bewegt hat, ohne Selbstbeschönigung und mit nüchterner 
Sachlichkeit zu Leibe zu gehen. 
Wir sind zurzeit das bestgehaßte unter allen Völkern. And 
wenn auch jeder Starke, sei es ein Mensch, sei es eine Nation, 
eine Wegstrecke lang von diesem Laß, von diesem Äbelwollen be¬ 
gleitet zu werden pflegt — auf die Dauer ist der Laß doch etwas 
Anerfreuliches, weil Anfruchtbares. And was den Fall Deutsch¬ 
land angeht: Nicht wir allein haben ihn zu tragen, die wir uns 
im Inlande Schulter an Schulter stützen können. Sehr viel stärker 
und schädigender empfindet ihn die große Zahl unserer Volks¬ 
genossen draußen im Auslande oder fern über See, die an 
sich schon allein auf vorgeschobenen Posten in fremdem Lande stehen. 
Man muß dabei scharf unterscheiden zwischen dem spon¬ 
tanen Anwillen aller Völker bei Ausbruch des Krieges und der 
dauernden Gehässigkeit der öffentlichen Meinung gegen uns, 
auch in den meisten neutralen Ländern, während all dieser ersten 
Kriegsmonate. Wenn es nur auf die Frage nach dem ersten 
spontanen Anwillen ankäme, darauf wäre leicht zu antworten. 
Ich rede dabei nicht von den Völkern, mit denen wir zurzeit im 
Kriege liegen. Aber die Arsachen und die Vorgeschichte dieses 
Krieges ist in den letzten Monaten so viel geschrieben und ge¬ 
sprochen worden, daß sich das hier wohl erübrigt. Ich rede von 
den Neutralen, denen wir in aller Welt nichts zuleide getan 
haben, und von denen nichtsdestoweniger die Mehrzahl zunächst 
einmal über uns hergefallen ist wie über eine Schar gemeingefähr¬ 
licher toller Lunde. So verblüffend und schmerzlich das für uns 
im Inlande, so unerträglich und gefährlich es für unsere Ausland¬ 
deutschen war: menschlich ist es doch schließlich ziemlich mühelos 
zu erklären. 
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