Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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herzogereien bei der Enchüllung des Ru 
dolfmonumentes und der Eröffnung der 
Maria Louisenquelle in Sicht. Während 
des Frühjahres 1841 traten Verschlim 
merungen im Befinden Lenaus ein, der 
auch zu Stuttgart den Scharlach erwischt 
hatte. Die Sehnsucht des Kranken nach 
Ischl und Sophie wird immer größer. 
Stellen wie folgende beweisen dies: „Ich 
werde nicht lange auf mich warten las 
sen. . . Das himmlische Ischl soll mich 
zu einer neuen Arbeit ermuntern. . 
„So sehr freue und sehne ich mich nach 
Ischl, daß ich einen anderen Weg, der 
von dort noch weiter abführt, nicht ein 
mal zu einer kleinen Spazierfahrt an 
schlagen mag.""") 2hfl 16. Juni traf 
Lenau von Stuttgart wieder hier ein."?) 
Das gute Wetter, die Ischler Berglust, 
die fleißig gebrauchten Solbäder för 
derten Lenaus Gesundung. Reue Aus 
flüge mit Löwenthals in die herrliche 
Amgebung regten ihn zu neuen Gedichten 
an."") Lenau wohnte diesen Sommer 
wieder im Hause des Salzfertigers Fer 
dinand Auböck (Dr. Stieger). Die großen 
Vorbereitungen, die man zum Empfange 
des Kaisers Ferdinand l. und seiner 
Gemahlin Maria Anna, welche vom 
Stiste Kremsmünster zum Besuche ihrer 
Verwandten hier eintrafen, veranstaltete, 
verscheuchten den Dichter Anfangs Sep 
tember. Lenau schreibt hierüber an die 
inzwischen abgereiste Sophie: „Wenn den 
verehr!. Auböckshäusern, dem großen 
wie dem kleinen, schon mein Abreisen 
närrisch vorkam, so wird Ihnen meine 
schleunige Amkehr und namentlich das 
Motiv dazu vollends toll erscheinen. In 
vermeintlicher Flucht vor dem Sklaven 
jubel bin ich eigentlich aus dem Regen 
in die Traufe geraten, denn in Ebensee 
wütete die Huldigung auf das Empö 
rendste.""") Max Löwenthal, der noch 
in Ischl weilte, ergänzt durch seine Ro- 
tizen diesen Bericht (Lenaus): „Riembsch, 
durch die Rücksichtslosigkeit seiner Ischler 
Hauswirtin, welche ihn jeden Abend im 
Dunkel die Treppe hinauf in sein Zim 
mer tappen ließ, dann durch die Vor 
bereitungen für des Kaisers Empfang 
entrüstet, faßte vorgestern plötzlich den 
Entschluß, von hier abzureisen, geriet 
aber so recht in den kaiserlichen Zug 
hinein und muhte in Ebensee sogar den 
Gesang, der von den Alpen herabge 
jagten Sennerinnen zur Empfangsfest 
lichkeit entweiht sehen." Lenau kam nicht 
mehr ins Salzkammergut. Die folgen 
den Sommer verbrachte er in Wien, im 
Schwarzwald und in Lainz. Im Oktober 
1844 überfiel den Dichter unheilbarer 
Wahnsinn."") Im ersten Stadium sei 
ner Krankheit flackern noch Ischler Er 
innerungen aus — er will noch in lang 
samen, kurzen Fahrten nach Ischl reisen, 
sich an gar liebe und schöne Zeiten 
erinnern, bei Steininger oder Auböck 
wohnen; zuverlässig hofft er noch: „Die 
Ischlerluft wird das beste machen.""?) 
Lenaus Zustand wurde immer trostloser 
— am 14. Oktober 1850 erlöste ihn der 
Tod in der Irrenanstalt in Oberdöbling 
von seinem traurigen Leiden."") Wäh 
rend man ihn zu Grabe trug, weilte 
Sophie in Ischl, welches er so sehr ge 
liebt hatte."") Seine Liebe zu Ischl soll 
te man dem Dichter der unsterblichen 
„Wald- und Heidelieder" nicht vergessen. 
In die letzten Jahre der eben ge 
schilderten Zeitperiode fällt noch das 
Wirken eines Mannes, der dann in der 
Kunstgeschichte der Stadt Gmunden eine 
hervorragende Stelle einnehmen sollte, 
der aber in Ischl, wo er durch 7 Jahre 
als Salinenbeamter lebte, fast verges 
sen ist. Dieser Künstler war Andreas 
Passy. ein gebürtiger Wiener, von 1850 
bis 1857 Kassenkontrollvr bei der Isch 
ler Salinen - Verwaltung. Passy war 
nicht nur ein bekannter Maler, sondern 
auch Dichter. Er verkehrte von Eben 
see aus, bevor er nach Ischl kam, mit 
Lenau und dessen Freund Schleifer und 
war von Wien aus mit dem berühmten 
Maler Mvriz von Schwind befreundet. 
Er war ein Vetter des hiesigen Bade 
arztes Dr. Josef Ritter von Brenner. 
Bon Passys Malereien, die er zu Ischl 
ausführte, befand sich ein Bild des jun 
gen Kaisers Franz Josef im Salinen 
amtsgebäude, ein anderes, das Kaiser 
Franz Josef und die Kaiserin Elisabeth 
als Iungvermählte darstellte, im Kur 
haus. Eine Sehenswürdigkeit bildete 
Passys mechanisches Theater. Herrliche 
Dekorationen, welche die Verwandlung 
von Winter in Frühjahr, das Entste 
hen eines Gewitters mit darauffolgen 
dem Schnürlregen ermöglichten, bilde 
ten eine Seltenheit mechanischer Kunst 
für die damalige Zeit. Die beiden 
Hauptrepertoirestücke: „Die Braut des 
Delphines" und „Der Zaubergürtel". 
Die Musikbegleitung der Stücke besorg 
ten hier die Ischler Bürger Ferd. von 
Lidl, Gschwandtner, Zepezauer, Mi 
chel Ramsauer, Heuschober und Ludwig 
Attwenger. Später bildete sich aus den 
Aeberresten dieser Streichmusik das oft 
erwähnte Ischler „hhstorische Quartett". 
Schon im Jahre 1848 mußte Passy mit
	        
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