Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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würdiger, als die trägen Schweizer. Sie 
sollten mit dem braven Host einmal eine 
Exkursion dahin machen. Ich sehe die 
Gegend diesen Herbst noch einmal. Och 
werde zu Fuß nach Ischl, Hallstatt und 
wenn die Witterung sich hält, bis Aussee 
in Steiermark gehen, um die Steinsalz- 
flötze daselbst zu besehen.";) 
Beiläufig um dieselbe Zeit bereiste Ka 
roline Pichler,b) die Madame de Stael 
Wiens das Salzkammergut und kann in 
ihren „Denkwürdigkeiten" nicht genug des 
Lobes über das idyllische Ischl sagen, 
das noch unberührt war von jeder städti 
schen Kultur. Karoline Pichler versam 
melte ja in ihren Salons die hervorra 
gendsten Persönlichkeiten der Residenz, 
so daß ihre Begeisterung von den gün 
stigsten Folgen für Ischl begleitet war. 
Was während der Kongrehzeit einen 
Namen hatte, das fand sich bei der Wie 
ner Schriftstellerin ein — bald sollten 
die meisten dieser Namen auch in die 
ersten Kurlisten des neuen Badeortes 
eingetragen werden. Aehnliches berich 
tet I. A. Schultes, Professor an der 
Universität zu Innsbruck, der erste, der 
das Salzkammergut als Reiseschriftsteller 
schildert:«) „Wir wollen forteilen über 
den Hügel hinan und durch die schönen 
Partien von Tannenwäldchen hinab. 
Dort links wird das Tal sich öffnen, dort 
wo der abgebissene Gipfel des Schafber 
ges herblickt vom Wolfgangsee; dort 
werden wir heute noch hin?) Unter 
jenen zwei Gipfeln unter dem zweispitzi 
gen Sperber (er meint wahrscheinlich 
damit das Katergebirge) dort liegt Ischl. 
Sehen Sie wie dort die Doppelreihe 
der schönen Häuser aus dem Tale her 
vorsteigt? Wie der grüne bewaldete Hü 
gel, der Kalvarienberg, auf dem eine 
Kirche steht, so schön absticht von den 
kcchlen, grauen Felswänden der mäch 
tigen Alpen? Wir kommen von schönen 
Gegenden her, wir haben in der üp 
pigen Pracht der Seen geschwelgt, und 
doch müssen wir uns gestehen, daß die 
Gegend um Ischl sehr schön ist. Es ist 
etwas so Frisches, Munteres in der An 
sicht, die dieser artige Markt gewährt, 
daß man es nicht eher bemerkt, daß der 
Kirchhof im Vordergründe dieser schö 
nen Vista liegt, bis man näher zu den 
bekreuzten Mauern hinkommt und der 
ganze Zauber sich in die gewöhnlichen 
Formen eines gut gebauten, wohlstand 
verkündenden Marktes auflöst, durch des 
sen Mitte ein schiffbarer Fluh (Traun) 
fließt, der hier einen schiffbaren Bach' 
(Ischl) aufnimmt. 
Bis „der gute Grundner" mit dem 
Imbiße fertig ist, können Sie die Salz 
siederei besehen, und den Holzreihen 
(Rechen), und die Gipsstampfen, die bes 
ser eingerichtet sein könnten, da der Han 
del nnr Dips hier nicht unbedeutend 
ist. Man stampft in einem Tage 15—16 
Ctr. Der Eentner roten Gipses galt im 
Jahre 1802 22 kr., der blaue 23 kr., der 
weihe ist der teuerste, und galt 24 kr. 
Man brauchte den ordinären zum Dün 
gen. Der Arbeiter, der den ganzen Tag 
über mit verbundenem Munde bei den 
Stampfen steht erhält 20 kr." (Schultes 
fordert dann noch den Leser aus, den 
Kirchturm mit dem Römerstein und das 
Bergwerk aufzusuchen). 
Dieser dorfähnliche Markt konnte nur 
durch die Pracht seiner Amgebung auf 
den Besucher wirken, denn der Ort selbst 
hatte nichts als eine gewöhnliche Land 
kirche auf einen Sandbühel stehend auf 
zuweisen, die aus ihrer Nord- und West 
seite von Häusern umbaut war?) Gleich 
neben der Kirche (heute Mastalierhaus) 
war der Gasthof „Zum goldenen Hir 
schen"?) wo die Bauern aus der Am» 
gebung nach dem Gottesdienste Gelegen 
heit hatten, ihren Durst zu löschen. Von 
dem großen, freien Platz vor der Kirche, 
dem Wirtshaus und dem neuen Pfarr- 
hof, gelangte man durch eine enge Stra 
ße (Psarrgasse) zu den Salzfertigerhäu- 
sern auf „der Leichen" (heute Esplanade). 
Hier hatten die reichen Salzfertiger die 
Erb, Lidl von Lidlsheim, Seeauer, Plas- 
ser, Gschwandtner usw. ihre Wohnhäu 
ser. Es waren die schönsten Bauten 
des alten Ischl, die mit ihren Fenstern 
direkt auf die vorbeirauschende Traun 
schauten. Markt- und Salzschisfe tagen 
hier aus der Leichen vor Anker. Die 
schon erwähnte enge Gasse (Psarrgasse) 
hatte aber auch ihre sehenswürdigen Ge 
bäude. Kam man über die hölzerne 
Traunbrücke vom „Gries" herüber, so 
begrüßte den Wanderer gleich rechter 
Hand ein größeres Gebäude mit turm 
artigem Vorbau und einer Johannes- 
statue an seiner gerundeten Westfront. 
Es war dies das (alte) Rathaus, dem 
sich das Schulhaus, das Salinenamts 
gebäude und das schon im Jahre 1524 
urkundlich nachweisbare Sigmund See- 
auerhaus angliederten?«) Neben diesen 
vier Häusern stand etwas vertieft „der 
Türkische Kaiser" (heute Hotel Vikto 
ria) ein behagliches Gehöft mit breiten 
Toren und bemalten Holzdecken. Ge 
genüber gingen die Leute beim „Wä-
	        
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