Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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thun sollte. Denn waren es die Feinde, so war wol wenig 
oder gar keine Hoffnung, meinem Schicksale zu entgehen, 
sobald ich mich ihnen entdeckte. Da dachte ich an mein 
Weib und meine Kinder, die vielleicht noch gerettet werden 
konnten, wenn der Keller geöffnet würde; ich hatte ja erst 
kurz zuvor noch an allen Dreien Leben wahrgenommen, wenn 
es mir auch nicht gelungen war, sie zur Besinnung zurück¬ 
zubringen. Ich entschloß mich also, an die Kellerthüre zu 
pochen und, so laut ich noch konnte, zu rufen. Wie groß 
mein Erstaunen war, als ich statt der Franzosen den Oed¬ 
bauern und seine Gehilfen mir die Hände reichen sah, kann 
ich nicht beschreiben. Aber danken laßt euch jetzt nochmals 
für eure Hilfe; die ist in der höchsten Not gekommen. Wie 
viel wir Gott Dank schuldig sind, ich mein Weib und meine 
Kinder, das weiß ich ebenfalls, und zeitlebens solls nicht 
vergessen sein. Verbrannt zwar liegt auch uns jetzt Haus 
und Hof, und unser Loos ist der Bettelstab; aber dennoch 
hat unser liebe Herrgott, der uns so wunderbar gerettet hat, 
dadurch weit mehr gegeben, als er genommen; sein heiliger 
Name sei gelobt!" 
Der Lindbauer war zu Ende. Gar Manche von den 
Zuhörern hatten sich während der Erzählung eine Thräne 
um die andere aus den Augen gewischt, und jetzt wurden 
allenthalben die Kundgebungen der Theilnahme und des 
Mitleids laut. — Unterdessen war der Abend vorgerückt, 
und die hereinbrechende Dunkelheit mahnte zum Aufbruch. 
Gleichwol sollte der Lindbauer noch über Dies und Jenes 
besonders Auskunft geben, und des Fragens war kein Ende. 
Da aber sah der Oedbauer ins Mittel und sagte: 
„Ihr Leute, laßt jetzt euer Fragen und bedenket, daß
	        
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