Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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durchsucht, und hier allein wurden die beutegierigen Feinde 
einigermaßen für ihre Arbeit entschädigt. Drei Fässer mit 
Most wurden heraufgeschleppt und vor die Hausthüre 
gewälzt, auch brachten einige Soldaten unter heiterem Ge¬ 
lächter der Uebrigen ein paar gewaltige Speckseiten und 
mehrere Laib Brod ans Tageslicht. Ganz zuletzt wurden 
die feindlichen Gäste noch durch ein Füßchen Branntwein 
beglückt, das ein lustiger Geselle unter tollen Sprüngen und 
Geberden aus dem Hause trug und mit lautem Jubel vor 
seine Kameraden hinstellte. Nun gieng es ans Essen und 
Trinken. Der Speck schien gut zu munden, und Most und 
Branntwein machten fleißig die Runde. Die Leute hielten 
ihre Mahlzeit im Freien, wo es ihnen trotz der Kälte besser 
zu gefallen schien als in der dumpfen Stube. Luise stand, 
in ihr Tuch gehüllt, unter der Hausthüre und sah traurig 
vor sich hin. Der Major nahm an dem Gelage wol auch 
Theil, aber aus seiner wenig heiteren Miene ließ sich un¬ 
schwer erkennen, daß er mit dem Erfolge seiner Expedition 
nicht zufrieden sein mochte. Er blickte von Zeit zu Zeit 
nach der Richtung hin, in welcher die Reiterabtheilung vor 
einer halben Stunde fortgezogen war. Von dorther allein 
schien er einen befriedigenden Ausgang seines Unternehmens 
zu erwarten. Nachdem er eine geraume Zeit seinen Leuten 
bei ihrem fröhlichen Schmause zugesehen, derselbe aber kein 
Ende nehmen wollte, hob er mit einem kurzen Befehle das 
Gelage auf und gebot nach den Pferden zu sehen, welche 
man in dem Wirtschaftsgebäude des Gehöftes eingestellt 
hatte. Da der Lindbauer keine Pferde hielt, so fehlte es an 
Haber, und es mußten daher die Thiere mit Heu ihren 
Hunger stillen.
	        
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