Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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man, einige junge Bursche auf die Berghöhe hinauf zu 
schicken, um wenigstens über die Beobachtungen in der ver¬ 
flossenen Nacht von dorther Kunde zu erhalten und die treuen 
Wächter von ihrem Posten abzulösen, auf dem sie ja ohne¬ 
hin in Folge der herrschenden Kälte unmöglich länger bleiben 
konnten. 
Kaum jedoch hatten die Boten das Gehöfte verlassen, 
als ihnen auch schon der Lindbauer und seine beiden Knechte 
vom Berge herab entgegenkamen und mit bestürzter Miene 
die neue, drohende Gefahr verkündeten. „Die Franzosen 
reiten durch die Waldau," riefen sie schon von Weitem, „sie 
werden wol zu uns herauf kommen!" 
Im nächsten Augenblicke wiederhallte es schon in allen 
Räumen des Gehöftes: „Die Franzosen! die Franzosen! — 
Auf, fort, der Feind ist uns auf der Spur!" 
Aber schon trat auch der Lindbauer unter die auf¬ 
geregte Menge und rief mit fester Stimme: 
„Ihr Leute, laßt euch etwas raten, sonst ist es um 
uns Alle geschehen. Ich weiß ein sicheres Versteck, dorthin 
sollt ihr fliehen. Auf die Felswand dort droben auf dem 
Kogl, meine ich, sollt ihr euch flüchten; es ist ein sicherer 
Ort, denn nur ein einziger schmaler Pfad führt hinauf, den 
ihr leicht durch vorgewälzte Felsblöcke und gefällte Baum¬ 
stämme dem Feinde unzugänglich machen könnt. Das Vieh 
aber, rate ich, soll längs der Bergseite fortgetrieben werden. 
Rückt der Feind nicht augenblicklich nach, so ist ein Bor¬ 
sprung von einigen Wegstunden leicht zu gewinnen. Ueber- 
legt nicht lange, sondern nehmt, was ihr tragen könnt, und 
rettet euch damit, wohin ich gesagt habe. Ich selbst will 
mit den Meinigen in den Wald flüchten und, nachdem ich
	        
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