Volltext: Die Waise von Ybbsthal

Mit einem barschen Kommandowort befahl der Major dem 
Elenden vom Pferde zu steigen. Hierauf wurden demselben 
die Hände auf den Rücken gebunden, und so mußte der 
Gotteslästerer neben seinem Pferde zu Fuß einhergehen, was 
ihm bei dem schlechten Wege und dem gehemmten Gebrauch 
der Hände bald zu einer fürchterlichen, qualvollen Buße 
wurde. 
Luise aber hatte nun der Major auf sein Pferd ge * 
nommen und war bemüht, sie mit freundlichen Worten 
zu beschwichtigen. Die Frage, ob der noch übrige Weg 
nicht vielleicht bester zu Fuß zurückgelegt würde, schien ihn 
gar nicht mehr zu kümmern, seit der Verbrecher zum Mar¬ 
schiren verurtheilt worden war. Uebrigens wurde der Pfad 
bald weniger beschwerlich, und die steilsten Stellen hatte 
man bereits hinter sich. Das Gehöfte des Lindbauern lag 
zwar auf der andern Seite des Berges, aber der Weg führte 
nicht über den Gipfel desselben, sondern über eine etwas 
tiefer gelegene Einsattlung. Daselbst stieg zur Rechten fast 
senkrecht eine kahle Felswand empor, deren Scheitel am 
Rande mit Tannen- und Fichtenbäumen bewachsen war. 
Kurz bevor man derselben gegenüber kam, spaltete sich der 
Weg. Abermals mußte Luise Auskunft geben, welche Rich¬ 
tung nun einzuschlagen wäre. Sie wies nach rechts, und so 
ritt man denn auf dem schmalen Pfade weiter, der gegen 
die Felswand hin und in einiger Entfernung an derselben 
vorbei führte. Zum Fuße des Felsens selbst nämlich konnte 
man nicht ungehindert gelangen, da ein dichtes Gestrüpp 
und hie und da auch Gruppen von Nadelbäumen den Zu¬ 
gang versperrten. Die Franzosen mochten wol nicht ahnen, 
daß sie von der unersteiglich scheinenden Felswand herab 
Weitzenhofer. Die Waise von Mbsthal. 4
	        
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