Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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Mädchen aber, das gemeint ist, ist Luise, die Heldin unserer 
Erzählung. 
Der Wagen, auf welchem die kleine Gefangene fort¬ 
geführt wurde, war nur eine kurze Strecke thaleinwürts ge¬ 
fahren. Eine halbe Wegstunde oberhalb des Dörfchens 
Waldau hatte man in der Nähe eines großen Gehöftes Halt 
gemacht. Als es Tag geworden, und Luise um sich blickte, 
war ihr die Gegend sogleich bekannt, und sie fühlte sich 
dadurch einigermaßen beruhigt. Ueberhaupt hatte sie bis 
jetzt keinerlei Unbilden von den feindlichen Soldaten erfahren. 
Es war ihr wiederholt während der Nacht, als hüllte sie 
eine freundliche Hand immer wieder in ihr warmes Tuch 
ein, sobald sie zu frieren begann. Sie glaubte im Fackel¬ 
scheine in dem neben ihr sitzenden Krieger einen alten Mann 
mit eisgrauem Barte zu erkennen. Es stiegen aber öfter, 
sowol während der Fahrt, als auch nachdem der Wagen 
angehalten, Soldaten aus und ein, und außer den von Zeit 
zu Zeit laut gerufenen Worten, die wol Kommandoworte 
sein mochten, wurde die nächtliche Ruhe wenig gestört. 
Nichtsdestoweniger war die Angst der armen Luise keine 
geringe; waren doch die Leute, in deren Gewalt sie sich 
befand, diejenigen, welche gestern das Dörfchen angezündet 
und ihre eigene Behausung geplündert hatten. Noch 
immer schwebten diese entsetzlichen Bilder dem Mädchen 
lebhaft vor den Augen. Edel und gutherzig, wie sie war, 
hatte Luise so manche Stunde der langen Nacht auch dar¬ 
über nachgedacht, was wol aus ihrer Pflegemutter geworden 
wäre. Alle die Mißhandlungen, die sie von ihr bisher 
hatte erleiden müssen, waren über dem Gedanken, es 
könnte ihr vielleicht etwas Schlimmes begegnet sein, so viel
	        
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