Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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letzteren Weg ein, der sich ja einzig darbot; denn der mittlere 
Theil des Dorfes brannte noch nicht, und das Kreuz auf der 
Kapelle glänzte ihr im Wiederscheine des Feuers entgegen. 
Dorthin also zunächst floh das Mädchen in ihrer Seelen¬ 
angst. Aber die Soldaten, welche ab und zu liefen und 
selbst aus den brennenden Gebäuden noch Beute schleppten, 
hatten die Fliehende bemerkt, als sie die Häuser erreicht 
hatte und der Kapelle zueilen wollte, an welcher die Dorf¬ 
straße vorbeiführte. 
Nachdem die Franzosen Niemanden im ganzen Dorfe 
angetroffen hatten, mußte ihnen Luise jetzt um so mehr auf¬ 
fallen. Als diese daher in die Dorfstraße einlenkte, erhoben 
einige der dort plündernden Soldaten ein lautes Geschrei 
und eilten ihr nach. Luise, ihre Verfolger hinter sich ge¬ 
wahrend, nahm nochmals alle ihre Kräfte zusammen, um zu 
entkommen. Aber schon nach wenigen Augenblicken war ihre 
Kraft erlahmt, und bei der Kapelle angelangt, stürzte sie 
mit dem Rufe: „Heilige Jungfrau, hilf du mir!" bewußt¬ 
los zusammen. 
Was weiter zunächst mit ihr geschehen, wußte Luise 
später nicht anzugeben. Als sie wieder zu sich gekommen, 
befand sie sich auf einem Wagen, der längs der Ubbs dahin¬ 
fuhr. Es war Nacht. — 
Fünftes Kapitel. 
Die kkeme Leiterin. 
Die Geschichte von dem gefangenen Mädchen, das 
die Franzosen aufs Pferd gesetzt, damit es ihnen den 
Weg zeige, ist im Mbsthale noch heute wol bekannt. Das
	        
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