Volltext: Die Waise von Ybbsthal

über dem blauen Himmelszelte, der mit versöhntem, seg¬ 
nendem Blicke wieder herab auf seine Menschenkinder schaut, 
die er gezüchtiget. 
Vorbei führte die Reise an vielen Städten und Dörfern, 
aber gar verschieden war der Eindruck, den sie auf den 
Wanderer machten. Wo die Kriegsfackel ihren lodernden 
Brand in friedliche Wohnungen geschleudert, dort ragten 
noch die schwarzen Ruinen über dem Boden empor, die in 
traurigem Gegensatze standen zu der im Festschmucke Pran¬ 
genden Natur. Wie glücklich konnten dagegen die Bewohner 
jenerv Gegenden sich preisen, welche die wilde Kriegsfurie 
auf ihrem von Blut und Thränen getränkten Wege gemieden 
und geschont! 
Auf Luise, welche niemals früher über den engen 
Horizont der heimatlichen Berge hinaus in die Welt geschaut, 
machten diese mannigfaltigen, buntfarbigen Reisebilder einen 
tiefen, unauslöschlichen Eindruck. Sie konnte die Erfahrung 
gewinnen, daß überall in der Welt Glück und Unglück, 
Freude und Leid neben einander wohnen, und daß das 
Geschick der Menschen gar mannigfaltig und wechselvoll sei. 
Das Osterfest feierten die Reisenden in einer großen 
deutschen Stadt. Der Oberst war nicht zugegen, da er eine 
Tagreise weit bei seiner Heeresabtheilung zurückgeblieben 
war, mit der er auf der ganzen Reise in Verbindung blieb. 
Acht Tage später aber wurde gemeinschaftlich mit ihm die 
französische Grenze passirt. Hier nahm er auf einige Tage 
Urlaub und reiste mit Luise auf sein Schloß, das in einer- 
herrlichen Gegend etwas weiter gegen Süden lag. 
Die Gemalin des Oberst nahm das fremde Mädchen 
freundlich auf. Sie war eine edle, gutherzige Dame, die
	        
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