Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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auf eine Zeit lang, diese Gegend verlassest. Ich habe mir 
deshalb vorgenommen, dich zu fragen, ob du dich nicht ent¬ 
schließen möchtest, weiter weg von hier zu wandern und 
vielleicht sogar in einem fremden Lande dein Glück zu suchen. 
Was denkst du hierüber? Ich wünsche, daß du ganz offen 
deine Meinung aussprichst." 
„Ach, Herr Oberst," entgegnete Luise, „ich bin zu 
Allem bereit, was Ihr mir anratet; mir bleibt ja ohnehin 
keine Wahl mehr übrig." 
„Wolan," sagte der Oberst, „dann ist mein Plan 
fertig. Ich habe dein edles, kindliches Herz kennen gelernt 
und weiß, daß von dir, die in so hochherziger Weise Böses 
mit Gutem vergolten hat, Wolthaten nie mit Undank werden 
gelohnt werden. So will ich denn also, wie ich die Ursache 
deines Unglückes geworden bin, nun auch der Gründer deines 
Glückes werden. Wisse, mein Kind, ich will dich mit wir 
nach Frankreich nehmen und dir ein Zweiter Vater sein, wie 
du an meiner Gattin eine zweite Mutter finden sollst. Bist 
du bereit, dein Geschick in meine Hände zu legen und mir 
ins fremde Land zu folgen?" 
„O, ich will mich ganz Eurer Führung überlassen," 
antwortete Luise tief gerührt und dem Oberst die Hände 
küssend. „Ach', edler Herr," stammelte sie, „wie kann ich 
. Euch danken für so viel Gnade?" — 
„Nicht mir danke, sondern Gott," sprach der Oberst. 
„Seine weise Vorsehung ist es, die dich durch Leiden zum 
Glücke führen wollte, wie ich dir schon einmal gesagt habe, 
und mich hat sie dabei zu ihrem Werkzeuge ausersehen. Und 
nun, mein Kind, mache dich bereit, morgen früh beginnt 
die Reise. Ich will sorgen, daß du hier indessen gute Pflege
	        
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