Volltext: Die Waise von Ybbsthal

„So, mein Kind," sagte Frau Gertrud mit brechender 
Stimme, „nun zieh in Gottes Namen weiter, sein Engel 
wird dich auf deinem Wege begleiten." 
„Ich danke Euch nochmals für Alles, was Ihr mir 
Gutes gethan habt, — Gott mög' es Euch tausendmal ver¬ 
gelten!" sagte Luise unter heftigem Schluchzen, indem sie 
Frau Gertrud in die Arme fiel. Hierauf dankte sie auch 
Agnes für ihre treue opferwillige Freundschaft. Die beiden 
Mädchen hielten sich, Herz an Herz, fest umschlungen, ohne 
weiter ein Wort sprechen zu können. Endlich riß sich Luise 
aus den Armen der Freundin los, nahm ihr das Bündel 
aus der Hand, und mit einem kaum hörbaren „Lebt wol!" 
wandte sie sich rasch der Brücke zu. Frau Gertrud und 
Agnes standen schluchzend da und sahen der armen, un¬ 
glücklichen Waise nach, bis sie im Morgennebel verschwand, 
und die rauschenden Wellen der Mbs das laute Weinen 
der Scheidenden übertönten.- 
Fünfzehntes Kapitel. 
Kine reitende Karrd. 
Luise schlug schnurgerade den Weg nach Amstetten eim 
Es war noch nicht Tag geworden, als sie an den Anfang 
des Waldes kam, welcher sich nordöstlich vom Fuße des 
Sonntagbergcs an weit hinab der Ubbs entlang erstreckte i 
und heute noch eine bedeutende Fläche Landes bedeckt. Diese 
ganze Strecke heißt allgemein die „Haide", eine Benennung, 
welcher der waldige Charakter nicht entspricht, und welche 
also wol aus viel früherer Zeit stammen mag. Der Weg
	        
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