Volltext: Aufgaben und Probleme der sozialen Fürsorge und der Volksgesundheitspflege bei Kriegsende

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Nach zwei Richtungen hin müßte bei uns Vorsorge getrm/en 
werden. Vor-allem dafür, daß möglichst reichliche Gelegenheit zur 
Ausbildung auf den einzelnen Teilgebieten der Fürsorge geschaffen 
werde und daß diese Ausbildung eine möglichst gründliche sei. 
Es wäre angezeigt, auch die Ausbildung der Spezialisti.schon 
Fürsorgeschwestern nicht den einzelnen Korporationen, von denen 
sich manche selbst Fürsorgeschwestern für ihre Zwecke geschult 
haben, zu überlassen — denn von vielen wird das geistige Rüst 
zeug, das einer Fürsorgeschwester mitgegeben werden muß, 
unterschätzt . sondern auch diese spezialistische Schulung 
müßten die obersten Sanitätsbehörden in die Hand nehmen und 
(im Zusammenhang mit den Krankenpflegeschulen) auch kürzere 
Lehrkurse für die Tuberkuloseschwester, die Säuglingsfürsor - 
gerin etc. veranstalten. Auch für diese Kurse ließen sich ge 
eignete Schülerinnen aus dem großen Reservoir der Kriegskranken 
pflegerinnen wohl unschwer gewinnen. 
Dann sollte dafür gesorgt werden, daß diesen auf Teil 
gebieten ausgebildeten Fürsorgerinnen die Möglichkeit gegeben sei, 
nachdem sie sich praktisch bewährt, sich zu allseitig geschulten 
Fürsorgeschwestern auszubilden. In diesem Sinne hat sich die 
Wiener städtische Zentrale für Tuberkulosefürsorge, die sich not 
gedrungen daran'gemacht hat, für ihre eigenen Zwecke Fürsorge- 
sorge'schwestern auszubilden, an das Ministerium des Innern mit 
dem Ersuchen gewendet, diesen Schwestern —- wenn sie be 
stimmte, Vorbedingungen erfüllen (Alter, Allgemeinbildung, prakti 
sche Tätigkeit in der Krankenpflege) — nach längerer Tätigkeit in 
der Fürsorge den Besuch von entsprechenden Fortbildungskursen 
und dann die Erlangung des Diploms als Fürsorgeschwester zu er 
möglichen, da sonst gerade die Tüchtigsten für diese Ausbildung; zur 
Tuberkuloseschwester allein — da sie dann dauernd hinter den diplo 
mierten Fürsorgerinnen zurückstehen würden — nur schwer zu 
gewinnen wären. Dieses Vorgehen zeigt uns den Weg, wie wir 
möglichst rasch dem augenblicklich dringenden Erfordernis nach 
spezialistisch geschulten Fürsorgerinnen genügen und allmählich 
auch zu vollausgebildeten Fürsorgeschwestern gelangen können. 
Es ist also jetzt bei uns dringend notwendig, die bestehenden 
Ausbildungsmöglichkeiten rasch auszubauen und zu vergrößern, 
neue 4 u shildungsgelegenheiten zu schaffen, vor allem aber solche 
Aufnahmsbedingungen und solche Ausbildungsbedingungen zu 
schaffen, daß es nicht nur gelingt, diejenigen, die in die Kurse ein 
getreten, gut auszubilden, sondern daß es vor allem gelingt, mög 
lichst viel Intelligente, Tüchtige, persönlich Geeignete zum Ein 
tritt in diese Kurse zu bestimmen, sie diesen neuen Berufen zuzu 
führen. Hält man allzusehr an den Bedingungen des Ministerial 
erlasses fest, öffnet man nicht insbesondere so weit als irgend 
möglich den bisherigen Kriegspflegerinnen die Wege, dann wird 
bei dem Mangel geschulter Fürsorgeschwestern das eintreten 
müssen, was in dem Erlaß des Ministeriums des Innern, vom 
7. August 1916 als letzte der Möglichkeiten ins Auge gefaßt ist: Es 
sollen nach dem Erlaß die Erhalter von Fürsorgeeinrichtungen 
künftig nur Subventionen erhalten, wenn sie in erster Linie 
diplomierte Fürsorgeschwestern, in zweiter Linie diplomierte 
Krankenpflegerinnen „und andere Krankenpflegerinnen nur inso 
weit“ heranziehen, „als derartige geprüfte Absolventinnen der
	        
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