Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Champagne nahm am folgenden Tage wieder ungemein hef 
tige Formen an. Der Chemin-des-Damcs-Rücken und beson 
ders die Umgebung von Craonne, ferner Brimont und der 
Raum von Auberive sahen die verzweifeltsten französischen 
Anstrengungen. Bei Craonne brachen dichte französische 
Sturmwellen unter ungeheuren Verlusten zusammen. 
Wieder hatten sich die Franzosen ganzer Tankgeschwader 
bedient, von denen allein auf der kaum zwei Kilometer 
breiten Strecke zwischen dem Flüßchen Mette und der 
Aisne 32 in Brand geschossene und zerschmetterte Panzer 
wagen liegen blieben. In der Schlacht am Aisne-Marne- 
Kanal mit Brimont als Mittelpunkt kam es zu fünf tief 
gestaffelten Massenangriffen, die trotz der Aufopferung der 
Russen und der Hartnäckigkeit der Franzosen mit einer 
schweren Niederlage der Feinde endeten. 
Die Deutschen unternahmen auch hier einen Gegenstoß, 
eroberten dabei einige ihnen früher verloren gegangene 
Gräben zurück und machten . 1 Offizier und 143 Mann zu 
Gefangenen. Auch in der Champagne gewannen sie durch 
Gegenangriffe Gelände zurück und nahmen den Feinden 
Waffen und Gerät ab. Mehr als 30 französische Divisionen 
erreicht, wenn auch die Franzosen schon vor Beginn der 
Aisneschlacht behaupteten, daß sie sich auch bei Coucy und 
Laffaur, wo große Gefechte stattfanden, an die neuen 
deutschen Linien herangearbeitet hätten. 
St. Quentin wurde lebhaft angegriffen. Hier trafen die 
Franzosen mit den Engländern zusammen, die den Ort 
von Westen her angingen, während die Franzosen mehr von 
der Südseite näherzukommen trachteten. Die Stadt lag 
unter schwerem Artilleriefeuer, an dem sich auch die Fran 
zosen ohne Rücksicht auf das Leben ihrer Landsleute und 
die Baudenkmäler beteiligten (siehe die Bilder Seite 345). 
Die übrigen Teile der Westfront gerieten nach und nach 
ebenfalls in Unruhe. Bei Ppern und bei La Bassse ent 
wickelten sich scharfe Artillerie- und Grabenkämpfe, und an 
der Argonnenfroüt, um Verdun und in den Vogesen steigerte 
sich die Artillerietätigkeit. Im Elsaß fanden zahlreiche Er 
kundungsgefechte statt, und am 18./19. April richteten fran 
zösische Flieger während eines Schneesturmes einen Angriff 
gegen deutsche Fesselballone, der ergebnislos verlief. 
Die Ereignisse auf der Front von Lens bis Auberive 
waren von zahlreichen Luftkämpfen begleitet, in denen 
Phot. A. Grohs, Berlin., 
Einer der bei Arras erbeuteten englischen Tanks (Panzerwagen), die. von der deutschen Artillerie getroffen, bei den feindlichen Durchbruchs 
versuchen kläglich versagten. 
hatten sich an den Kämpfen beteiligt. Die Vorstöße der 
Feinde am 20. und 21. April ließen ein Nachlassen ihrer 
Kraft erkennen. Die Deutschen hatten ihre Front nur an 
der vorspringenden Ecke bei Condö bis Soupir zurück- 
genonimen. Diese Räumung des zehn Kilometer tiefen 
Eeländestreifens östlich von Vailly führte die Deutschen dort 
erst in ihre „Siegfriedstellung". 
Dem großzügigen französischen Unternehmen lag die 
Absicht zugrunde, die deutsche Front nach ihrem Durchbruch 
womöglich an drei Stellen zu umfassen. Sie sollte in der 
Champagne bei Aubörive durchstoßen werden, um die öst 
lichere deutsche Aufstellung zu gefährden. Zwischen Reims 
und Berry au Bac (siehe Karte inmitten Seite 342) sollten, 
was aus aufgefundenen französischen Befehlen hervorging, 
die durchgebrochenen Streitkräfte den ■ Deutschen bei der 
Feste Brimont in die Flanke fallen. Zwischen Soissons und 
Craonne endlich sollte der Weg nach Laon erzwungen wer 
den, um hier der neuen deutschen Stellung, der „Siegfried 
linie", in die Flanke zu kommen und sie von Süden her auf 
zurollen. Auch die Engländer hatten die Aufgabe, nach dem 
Durchbruch bei Arras die Siegfriedstellung von Norden 
her anzugreifen. Diese Linie hatten sie aber bei den Kämpfen 
zwischen Scarpe und Aisne immer noch nicht entdeckt. 
Nur dort, wo sie sich an die Aisnefront anlehnte, wurde sie 
die deutschen Flieger wieder ihre Überlegenheit bewiesen. 
Sie begnügten sich nicht nur mit der Vernichtung feind 
licher Flugzeuge, sondern griffen auch mit Maschinengewehren 
und durch Abwerfen von Bomben aus oftmals nur 50 Me 
tern Höhe in die Kämpfe auf der Erde ein. Die Verluste 
der Feinde an Flugzeugen waren außerordentlich stark, wo 
gegen die Deutschen verhältnismäßig geringe hatten. Den 
vielen Luftkämpfen und dem Abwehrfeuer fielen in der 
Zeit vom 11. bis zum 21. April 147 feindliche Flugzeuge 
zum Opfer, ein weiteres wurde durch Jnfanteriefeuer 
heruntergeholt. Bei Douai fiel ein ganzes Geschwader von 
6 Flugzeugen der Vernichtung anheim. Zu diesen Einbußen 
kamen auch noch 6 Fesselballone. 
Ganz Hervorragendes leistete in diesen Kämpfen wieder 
die Jagdstaffel des Rittmeisters Manfred Freiherrn v. Richt 
hofen. Besonders erfolgreiche deutsche Flieger waren die 
Leutnante Hans Müller, Boehme, Dossenbach, Lothar Frei 
herr v. RichthofeN, der Bruder des Rittmeisters, Schäfer 
und Wolff und der Vizefeldwebel Festner, die alle mehrmals 
als Sieger aus den Gefechten in der Luft hervorgingen. In 
den Zahlreichen Kämpfen verloren sie leider auch einige 
ihrer tüchtigsten Kameraden, darunter den Oberleutnant 
Hans Berr, die Leutnante Baldamus und Frankl und den 
Offiziekstellvertreter Reimann (siehe die Bilder Seite 347).
	        
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