344 Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. Champagne nahm am folgenden Tage wieder ungemein hef tige Formen an. Der Chemin-des-Damcs-Rücken und beson ders die Umgebung von Craonne, ferner Brimont und der Raum von Auberive sahen die verzweifeltsten französischen Anstrengungen. Bei Craonne brachen dichte französische Sturmwellen unter ungeheuren Verlusten zusammen. Wieder hatten sich die Franzosen ganzer Tankgeschwader bedient, von denen allein auf der kaum zwei Kilometer breiten Strecke zwischen dem Flüßchen Mette und der Aisne 32 in Brand geschossene und zerschmetterte Panzer wagen liegen blieben. In der Schlacht am Aisne-Marne- Kanal mit Brimont als Mittelpunkt kam es zu fünf tief gestaffelten Massenangriffen, die trotz der Aufopferung der Russen und der Hartnäckigkeit der Franzosen mit einer schweren Niederlage der Feinde endeten. Die Deutschen unternahmen auch hier einen Gegenstoß, eroberten dabei einige ihnen früher verloren gegangene Gräben zurück und machten . 1 Offizier und 143 Mann zu Gefangenen. Auch in der Champagne gewannen sie durch Gegenangriffe Gelände zurück und nahmen den Feinden Waffen und Gerät ab. Mehr als 30 französische Divisionen erreicht, wenn auch die Franzosen schon vor Beginn der Aisneschlacht behaupteten, daß sie sich auch bei Coucy und Laffaur, wo große Gefechte stattfanden, an die neuen deutschen Linien herangearbeitet hätten. St. Quentin wurde lebhaft angegriffen. Hier trafen die Franzosen mit den Engländern zusammen, die den Ort von Westen her angingen, während die Franzosen mehr von der Südseite näherzukommen trachteten. Die Stadt lag unter schwerem Artilleriefeuer, an dem sich auch die Fran zosen ohne Rücksicht auf das Leben ihrer Landsleute und die Baudenkmäler beteiligten (siehe die Bilder Seite 345). Die übrigen Teile der Westfront gerieten nach und nach ebenfalls in Unruhe. Bei Ppern und bei La Bassse ent wickelten sich scharfe Artillerie- und Grabenkämpfe, und an der Argonnenfroüt, um Verdun und in den Vogesen steigerte sich die Artillerietätigkeit. Im Elsaß fanden zahlreiche Er kundungsgefechte statt, und am 18./19. April richteten fran zösische Flieger während eines Schneesturmes einen Angriff gegen deutsche Fesselballone, der ergebnislos verlief. Die Ereignisse auf der Front von Lens bis Auberive waren von zahlreichen Luftkämpfen begleitet, in denen Phot. A. Grohs, Berlin., Einer der bei Arras erbeuteten englischen Tanks (Panzerwagen), die. von der deutschen Artillerie getroffen, bei den feindlichen Durchbruchs versuchen kläglich versagten. hatten sich an den Kämpfen beteiligt. Die Vorstöße der Feinde am 20. und 21. April ließen ein Nachlassen ihrer Kraft erkennen. Die Deutschen hatten ihre Front nur an der vorspringenden Ecke bei Condö bis Soupir zurück- genonimen. Diese Räumung des zehn Kilometer tiefen Eeländestreifens östlich von Vailly führte die Deutschen dort erst in ihre „Siegfriedstellung". Dem großzügigen französischen Unternehmen lag die Absicht zugrunde, die deutsche Front nach ihrem Durchbruch womöglich an drei Stellen zu umfassen. Sie sollte in der Champagne bei Aubörive durchstoßen werden, um die öst lichere deutsche Aufstellung zu gefährden. Zwischen Reims und Berry au Bac (siehe Karte inmitten Seite 342) sollten, was aus aufgefundenen französischen Befehlen hervorging, die durchgebrochenen Streitkräfte den ■ Deutschen bei der Feste Brimont in die Flanke fallen. Zwischen Soissons und Craonne endlich sollte der Weg nach Laon erzwungen wer den, um hier der neuen deutschen Stellung, der „Siegfried linie", in die Flanke zu kommen und sie von Süden her auf zurollen. Auch die Engländer hatten die Aufgabe, nach dem Durchbruch bei Arras die Siegfriedstellung von Norden her anzugreifen. Diese Linie hatten sie aber bei den Kämpfen zwischen Scarpe und Aisne immer noch nicht entdeckt. Nur dort, wo sie sich an die Aisnefront anlehnte, wurde sie die deutschen Flieger wieder ihre Überlegenheit bewiesen. Sie begnügten sich nicht nur mit der Vernichtung feind licher Flugzeuge, sondern griffen auch mit Maschinengewehren und durch Abwerfen von Bomben aus oftmals nur 50 Me tern Höhe in die Kämpfe auf der Erde ein. Die Verluste der Feinde an Flugzeugen waren außerordentlich stark, wo gegen die Deutschen verhältnismäßig geringe hatten. Den vielen Luftkämpfen und dem Abwehrfeuer fielen in der Zeit vom 11. bis zum 21. April 147 feindliche Flugzeuge zum Opfer, ein weiteres wurde durch Jnfanteriefeuer heruntergeholt. Bei Douai fiel ein ganzes Geschwader von 6 Flugzeugen der Vernichtung anheim. Zu diesen Einbußen kamen auch noch 6 Fesselballone. Ganz Hervorragendes leistete in diesen Kämpfen wieder die Jagdstaffel des Rittmeisters Manfred Freiherrn v. Richt hofen. Besonders erfolgreiche deutsche Flieger waren die Leutnante Hans Müller, Boehme, Dossenbach, Lothar Frei herr v. RichthofeN, der Bruder des Rittmeisters, Schäfer und Wolff und der Vizefeldwebel Festner, die alle mehrmals als Sieger aus den Gefechten in der Luft hervorgingen. In den Zahlreichen Kämpfen verloren sie leider auch einige ihrer tüchtigsten Kameraden, darunter den Oberleutnant Hans Berr, die Leutnante Baldamus und Frankl und den Offiziekstellvertreter Reimann (siehe die Bilder Seite 347).