Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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aber setzte ihr Gegenangriff von vorn und von der Seite 
ein, der schwere Nahkämpfe zur Folge hatte und in dessen 
Verlauf die Angreifer vollständig zurückgeschlagen wurden. 
Während die Deutschen nur geringe Verluste erlitten, ließen 
die Engländer allein in den deutschen Gräben über 200 Tote 
liegen. 
An anderen Punkten durften die Engländer wieder 
einige von ihren Gegnern längst aufgegebene Stellungen 
im völlig verschlammten Somme abschnitt besetzen. Obwohl 
sie die Besetzung solcher ihnen freiwillig überlassenen Strecken 
regelmäßig als einen Erfolg feierten, ließ sich die deutsche 
Heeresleitung nicht beirren und arbeitete weiter an der Festi 
gung und Ausfeilung ihrer Linien, wie sie es der örtlichen 
und der Eesamtlage nach für angemessen hielt. Wertlose 
Abschnitte gab man aus, wenn dadurch ein günstigerer 
Verlauf der Stellung erzielt wurde und gleichzeitig eine 
Verhütung unnötiger Verluste damit verbunden war. So 
hatten die Deutschen in der Nacht zum 13. Januar die Vorstel 
lung von Serre planmäßig geräumt; am 27. Januar ließen 
sie die Besetzung ihrer zerwühlten vordersten Linien südwest 
lich von Le Transloy durch den Feind zu, und in der Nacht 
zum 5. Februar gaben sie freiwillig Grandcourt auf, das 
die Engländer in siebenmonatiger Schlacht nicht hatten er 
ringen können und das sie erst drei Tage nach der Räumung 
teilweise zu besetzen wagten. Danach verzichteten die 
Deutschen noch auf die in der Hauptsache aus Granat- 
trichtern bestehende Linie vor Miraumont. Das Dorf selbst 
lag 2 Kilometer östlich von den geräumten Resten Grand- 
courts, war aber immer noch 8 Kilometer von Bapaume, 
dem heißersehnten Ziel der Engländer, entfernt. Diese ge 
wollte Preisgabe des nicht leicht zu sichernden und nicht 
unbedingt notwendigen Geländes war ein Zeichen der 
Überlegenheit, nicht der Schwäche. Der deutschen Führung 
kam es augenscheinlich darauf an, zweifelhafte Stellen der 
Front dem Feinde zu überlassen, diesem aber Verteidigungs- 
Punkte, die geeignet waren, den Verlauf der deutschen 
Linien zu verbessern und zu stärken, wegzunehmen. Das 
war bei Le Transloy und in viel größerem Umfange bei 
Ripont geschehen. — 
Die deutschenLuftstreitkräfte hatten wieder 
häufig Gelegenheit, sich zu betätigen. Besonders heiße 
Kämpfe in der Luft spielten sich am 14. Februar ab, an 
dem sieben feindliche Flugzeuge außer Gefecht gesetzt wurden. 
Zwei davon schoß der Fliegerleutnant v. Richthofen ab, 
der damit seinen 20. und 21. Gegner überwand. Schon am 
nächsten Tage verloren die Feinde wieder 7 Flugzeuge. 
Tags darauf griffen deutsche Fliegergeschwader wichtige 
Anlagen hinter der feindlichen Front an. Dabei flogen an 
der Somme eine ganze Reihe von Munitionslagern in die 
Luft; die durch die Erplosionen hervorgerufene starke Erd 
erschütterung wurde noch in St. Quentin gespürt. In der 
nächsten Rackst belegten deutsche Luftschiffe die Stadt Bou- 
logne sowie ihren Hafen ausgiebig mit Bomben. Der Küsten 
strich hinter der feindlichen Front war überhaupt zeit 
weilig das Ziel von Angriffen deutscher Marineflugzeuge. 
Solche bewarfen am 14. Februar morgens die Flugplätze 
bei Dünkirchen (siehe Bild Seite 215) und Coryde wir 
kungsvoll mit Bomben; ein Wasserflugzeug streifte auch 
über den Kanal und belegte feindliche Handelschiffe in den 
Downs mit Bomben. Ein anderes Wasserflugzeug warf 
dort in der Nacht zum 16. Februar wieder 20 Bomben ab; 
gleichzeitig wurden die Flugplätze St. Pol bei Dünkirchen 
und Coryde abermals angegriffen, wobei die Einschläge 
großer Geschosse in Gebäuden der Flugplatzanlagen deutlich 
wahrgenommen wurden. Auch an der deutschen Ostfront 
beteiligte sich ein deutsches Marineluftschiff an den Kriegs 
handlungen. Es erschien am Abend des 18. Februars über 
Arensburg auf der Insel Ösel und ließ auf den Hafen und 
die militärischen Anlagen Spreng- und Brandbomben fallen, 
die starke Wirkungen hervorbrachten. 
Ein besonders unerwünschter Verlust traf die Franzosen 
in der Nacht zum 24. Februar, in der eines ihrer großen 
Lenkluftschiffe (siehe Bild Seite 112) der Vernichtung an 
heimfiel. Es hatte die deutschen Linien in der Richtung 
auf Saargemünd überflogen, geriet westlich von der ge 
nannten Stadt, bei Wblferdingen, in das Abwehrfeuer 
deutscher Geschütze und fing Feuer. Fast augenblicklich 
stürzte es daraufhin zur Erde, wobei die mitgeführten Ab 
wurfgeschosse erplodierten und die 14 Mann starke Be 
satzung den Tod fand (siehe Bild Seite 216). — 
Der Verlauf des uneingeschränkten U-Bootkrieges 
entsprach seinem erfolgreichen Anfang; zahlreiche Schiffe 
wurden versenkt. Die englische White-Star-Linie verlor am 
12. Februar wieder einen ihrer stattlichsten Dampfer, den 
11 999 Tonnen fassenden „Africa". Das Schiff, das als 
Transportschiff der englischen Kriegsflotte die Bezeichnung 
„A 19" führte, wollte den Weg von Liverpool nach Ply 
mouth zurücklegen, als es von einem Torpedo eines von 
Kapitänleutnant Petz (siehe Bild Seite 214) geführten 
D-Bootes getroffen und vernichtet wurde. Am 13. Februar 
waren nach einer bei der deutschen Admiralität eingelaufenen 
Meldung weitere 6 Dampfer mit insgesamt 25 000 Brutto 
tonnen versenkt worden. Ununterbrochen trafen neue Be 
richte über die Vernichtung von Schiffen ein. Die Beute 
eines Bootes, die am 9. Februar auf 16 000 Tonnen be 
rechnet wurde, belief sich nach seiner Rückkehr in den Stütz 
punkt auf 35 000. Darunter befand sich ein Dampfer von 
4500 Bruttotonnen, der Kriegsmaterial im Werte von 
60 Millionen Mark an Bord hatte und auf dem Wege nach 
Ägypten war. Ein anderes D-Boot versenkte innerhalb vier 
undzwanzig Stunden 51 800 Bruttoregistertonnen; darunter 
war ein englischer Hilfskreuzer von 20000 Tonnen, ferner 
gehörten dazu zwei Hilfskreuzer oder Transportdampfer von 
13600 Tonnen und ein Transportschiff von 4600 Tonnen. 
Englische Soldaten begeben sich an die Front, um neue Drahtverhaue anzulegen, zu deren Befestigung sie an Stelle der Holzpflöcke Eisenstäbe 
benützen, die an einem Ende schraubenförmig gebogen sind und sich deshalb leicht in den Boden bohren lassen.
	        
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