Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltlrieaes 1914/18. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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Gewaltiger deutscher Minenwerferangriff mit nachfolgendem Sturm auf eine französische Stellung, die 
durch die gleichzeitig einsetzende Beschießung aus Lausend Feuerschlünden vollständig vernichtet wurde. 
Nach einer Originalzeichnung des 
Kriegsmalers Hugo L. Braune. 
nien, der mit jedem Tage notwendiger wurde, am 
raschesten über Ungarn vollzogen hätte. 
Die Regierung Karolyi (siehe Bild Seite 298) 
ließ verbreiten, sie habe die deutschen Unterhändler 
mit der Freundlichkeit eines neutralen Staates emp 
fangen. Darin lag die Drohung, gegenüber Macken 
sen auch die Rechte eines neutralen Staates in An 
spruch zu nehmen und so den Durchmarsch seiner 
Truppen mit Waffengewalt zu verhindern. Die 
Behandlung der deutschen Soldaten in Ungarn ge 
hörte zu dem widerwärtigsten Unrecht, mit dem man 
den Deutschen,, die so mancherlei schlimme Erfah 
rungen mit ihren Freunden machen muhten, be 
gegnete. Für wen anders als für die Ungarn stan 
den die Deutschen in Mazedonien und in Rumä 
nien? Ungarn hatte ihre Hilfe gegen den serbischen 
Feind einst ebenso zu schätzen gewußt wie gegen 
den russischen. Zweimal ist Ungarn tatsächlich durch 
deutsches Blut von der Gefahr der völligen Vernich 
tung errettet worden: als die Russen die Karpathen 
zu überschreiten im Begriff waren, und als über Un 
garn das rumänische Ungewitter hereinbrach. Es 
gibt im Völkerleben keine Dankbarkeit, aber das 
Verhalten der Ungarn war ein solches, daß es in 
Deutschland nur das Gefühl der Entrüstung her 
vorrufen konnte und sicherlich niemals ganz ver 
gessen werden wird. 
In Österreich und in Ungarn machte die aufstän 
dische Bewegung rasche Fortschritte. Wie zwischen 
Ruthenerüund Polen, die immer noch um das Ge 
biet von Lemberg kämpften, so ereigneten sich auch 
zwischen Ungarn und Kroaten mehrfach heftige Zu 
sammenstöße. Die Kroaten zeigten sich stark genug, 
in der Bildung des Ungarn höchst unerwünschten 
Südslawischen Staates, der Ungarn den 
Weg zur See verlegte, die Führung zu überneh 
men. Sie befestigten im Laufe der ersten November 
woche die Aussicht auf ein südslawisches Reich, 
das von Fiume (siehe Bild Seite 299 unten) bis 
an den Wardar reichen und außer den in Frage 
kommenden früheren Gebieten der österreichisch-un 
garischen Monarchie auch noch Montenegro und 
Serbien umfassen sollte. Serbien, das inzwischen 
ebenfalls, wie Bulgarien. Republik geworden war, 
stimmte dem Plane zu. 
An die Spitze der Tschechischen Republik 
traten Masaryk, der zu Beginn des Krieges außer 
Landes hatte flüchten müssen, um der Todesstrafe 
zu entgehen, als Präsident und Kramarsch als 
Ministerpräsident (siehe die Bilder Seite 306 oben). 
Sowohl die Tschechen als auch die Kroaten stellten 
eine drahtlose Verbindung mit dem Eiffelturm her 
und fanden so eine bequeme Möglichkeit zu einem 
regen Verkehr mit ihren neuen Freunden, denen sie 
allerdings nicht unbedingt trauten, wenigstens was 
die Kroaten anbetraf. Diese entledigten sich selbst 
des kostbaren Geschenkes Karls von Habsburg, der 
ihnen die österreichisch-ungarische Flotte hatte über 
weisen lassen. Sie fürchteten, daß die beutegierigen 
Italiener, die schon den Panzer „Viribus Unitis" 
in Pola versenkt hatten, eines Tages weniger 
Freude an der Zerstörung von Schiffen als an 
ihrem Besitz finden würden. Deshalb vernichteten 
sie die Flotte und beugten so dem erwarteten Raub 
vor. — 
Gegen die von den Tschechen angestrebte Ein 
beziehung deutscher Gebiete in den tschechischen 
Staat nahmen die Deutschen Österreichs, die die Er 
richtung eines selbständigen Deutsch-Österreichs im 
Anschluß an das Deutsche Reich planten (siehe Bild 
Seite 307), entschieden Stellung. 
Während das deutsche Heer an der Westfront 
noch festen Widerstand bot und sich die Franzosen 
über einen deutschen Luftangriff aus die Festung 
Nancy entrüsteten, warfen ihre eigenen Flieger am 
31. Oktober wieder Splittergranaten, die lediglich 
den Zweck hatten, Menschen zu töten, auf die offene 
Stadt Bonn, wobei es 27 Tote und 35 Schwer-
	        
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