Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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langer Hand vorbereitet war. Englands Tücke, als es Japan 
gegen uns hetzte, ist von diesem, wie wir nun erkannten, noch 
überboten worden. Anfang Oktober gingen uns die Num 
mern der „Deutschen Japan-Post" vom 1., 8. und 15. August 
zu. Seitdem ist die Zeitschrift, nach dreizehnjährigem Be 
stehen, unterdrückt, ihr kluger und tapferer Leiter aus 
Japan verwiesen worden. Aber er hat sich ein Verdienst 
erworben, indem er wichtige Äußerungen der japanischen 
Presse zusammengestellt hat, die beweisen, daß Japan offen 
bar im geheimen Bunde mit England den Raubzug auf Kiau- 
tschou längst vor Übergabe seines frechen Ultimatums plante. 
Es ist ganz sicher, daß das englisch-japanische Bündnis 
auch durch seinen Artikel II Japan nicht zu einem Eingreifen 
nötigte. Denn dieser Artikel stellt die Bedingung, daß 
England durch eine dritte Macht in seinen ostüsiatischen und 
indischen Besitzungen und Interessen angegriffen sein müsse. 
Selbst wenn sich Kämpfe zwischen England und Deutschland 
inOstasien abgespielt hätten, würdeJapan keinen Grund zum 
Eingreifen gehabt haben. Erst dann wäre Japan zum Beistand 
verpflichtet gewesen, wenn etwa Deutschland, ohne eine Her 
ausforderung von englischer Seite, Besitzungen und Rechte 
Englands in Ostasien und Indien angegriffen hätte. Der 
Bündnisfall ist also für Japan überhaupt micht eingetreten. 
Dem entspricht es, daß der japanische Staatsmann Okuma 
(wohl am 28. Juli) erklärte, Japan werde als Englands Ver 
bündeter „vornehmlich freundliche Neutralität wahren". Er 
„glaube nicht", daß es „nötig sein werde", Japans Neutrali 
tät „öffentlich zu erklären". In ihrer hinterhältigen Ge- 
wundenheit sind diese Worte echt japanisch. Von demselben 
Okuma berichtet nun aber die „Tokyo Mainichi" (4. August) 
Äußerungen, die das Gegenteil besagen: Wenn es zum 
Weltkrieg komme, könne Japan nicht uninteressiert beiseite 
stehen, oder, um Okumas Worte genau zu übersetzen: 
„nicht ruhig schlafen. Japan muß militärische Vorberei 
tungen treffen, und für Optimismus ist eben kein Raum. 
Im Kriegsfälle hat daher Japan mit in der Front zu stehen. 
Auch wenn Japan neutral bleiben sollte, so wird es keine dahin 
lautende Erklärung abgeben, und diese Neutralität wird zwei 
felhafter Natur sein." Schon am 3. August hatte die „Asahi" 
erklärt, daß für Japan der Anlaß zum Eingreifen gegeben sei. 
Der 28. Juli läßt sich bisher als der Tag feststellen, wo 
zwischen England und Japan alles vereinbart war. Das 
war damals auch schon in Pariser Börsenkreisen bekannt. 
Die zur Mäßigung ratende Ansprache Okumas an die Jour 
nalisten Japans vom 11. August sollte nur den wahren Sach 
verhalt verschleiern. Damit stimmt überein, daß die eng 
lische Kabelgesellschaft am 28. Juli ein Telegramm aus 
Niederländisch-Jndien an ein Hamburger Haus nicht mehr 
befördert hat. 
Ehrlich zeigte sich von den japanischen Zeitungen nur 
der „Chuo". Er schrieb am 5. August: „Es sind verschiedene 
Stimmen laut geworden, daß Deutschland die Verantwor 
tung für den Ausbruch des Krieges trage. Das ist eine 
absichtliche Entstellung und zeigt eine vollständige Unkenntnis 
des wahren Sachverhalts ... Der friedliebende deutsche 
Kaiser bemühte sich trotz alledem noch mit der Vermittlung. 
Tiber das unaufrichtige Verhalten Rußlands und Frankreichs 
hat es schließlich dahin gebracht, daß der Krieg ausgebro 
chen ist." 
Der „Ostasiatische Lloyd" vom 4. September teilte über 
den Beginn der Kämpfe um Tsingtau einige interessante 
Einzelheiten mit, von denen wir folgendes wiedergeben: 
Die Japaner eröffneten die Feindseligkeiten mit der 
Blockade des Pachtgebietes. Sie erließen folgende Bekannt 
machung : „Ich erkläre hiermit, daß am 27. Tage des 8. Monats 
des 3. Jahres Taisho die ganze Küste des Pachtgebietes 
Kiautfchou zwischen 35 Grad 54 Minuten nördlicher Breite, 
120 Grad 10 Minuten östlicher Breite, 26 Grad 7 Minuten 
nördlicher Länge und 120 Grad 36 Minuten östlicher Länge 
durch ein von mir befehligtes Geschwader in Blockadezustand 
versetzt worden ist, daß Schiffen befreundeter und neu 
traler Mächte 24 Stunden Zeit gegeben ist, das Blockade 
gebiet zu verlassen, und daß alle Maßregeln, die nach dem 
Völkerrecht und den Verträgen des Kaiserlichen Reiches mit 
den neutralen Mächten gestattet sind, im Namen der Re 
gierung des Kaisers von Japan gegen alle Schiffe durch 
geführt werden, die die Blockade zu brechen versuchen. — Ge 
geben an Bord Seiner Japanischen Majestät Schiff ,Suwo", 
am 27. Tage des 8. Monats des 3. Jahres Taisho." 
Dieses Flaggschiff „Suwo" war früher in russischem 
Phot. Boedecker, Berlin. 
Aus den Kämpfen am Bferkanal: Mit Stroh ausgelegte deutsche Stellung bei Nieuport, hinter aufgeworfener Erddeckung.
	        
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