Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Truppen kosteten, fertig, ausdrück 
lich hervorzuheben, daß die Öster 
reicher an einer Stelle einen Offi 
zier und 33 Mann an Toten ver 
loren hätten. Er ist angesichts des 
Aufwandes an Artillerie und Fuß- 
truppen also recht bescheiden. Von 
neutraler Seite wurde als zuver 
lässig angegeben, daß die Verluste 
der Italiener an dieser Front be 
reits im Juni 80 000 Mann erreicht 
hätten. Seit Mitte Juli strebte Ca- 
dorna mit Macht dem zweiten Hun 
derttausend nutzloser Opfer zu. 
Ruhiger als auf dem Haupt- 
kampfplatz am Jsonzo ging es an 
der übrigen Front her. Hauptsäch 
lich tobten sich die Italiener hier in 
Artilleriefeuer aus, das unseren 
Verbündeten noch leinen besonderen 
Schaden und die Italiener nicht 
vorangebracht hat. Heftiger war das 
Ringen zuweilen nördlich des Haupt- 
kampfplatzes am Jsonzo im Krn- 
gebiet, am mittleren Lauf des Flus 
ses. Die Alpini, die an den gewal 
tigen Hängen dieses Berges ihre 
soldatischen Versuche machten, ka 
men ebensowenig weiter wie ihre 
Gefährten im Süden. Nördlich des 
Jsonzo wehrten die Sperrforts von 
Flitsch, Hensel, Predil und Raibl den 
Italienern den Eintritt in das österreichisch-ungarische Ge 
biet. Ununterbrochen seit Kriegsanfang beschossen die Ita 
liener diese Werke mit Mörsern. Wiederholt haben sie be 
richtet, daß die Befestigungen niedergerungen seien, obwohl 
sie zu ihrem eigenen Schaden häufig genug spüren mußten, 
wie wenig sie hier ihren Gegnern geschadet haben können, 
selbst wenn sie der Meinung sind, hie und da einen Treffer 
erzielt zu haben. Wahrheit ist, daß bis jetzt kein einziges 
Sperrfort oder Werk an seiner Kampffähigkeit gehindert 
ist. In diesem Gebiet hat man von Deserteuren und Ge 
fangenen auch erfahren, daß man ihnen nur von einer 
friedlichen Besetzung des von Österreich-Ungarn auf diplo 
matischem Wege überlassenen Gebietes geredet habe. Sie 
seien bestürzt und tief erschüttert gewesen, als man sie 
in das Höllenfeuer der österreichisch-ungarischen Werke ge 
trieben habe. Östlich der genannten Werke bei Malborghet 
hatten die Italiener Mitte Juni einmal einen — wie immer 
fruchtlosen — Angriff außer mit Mörsern auch mit Schiffs 
kanonen eingeleitet. 
An der Osttiroler Grenze kam es bis in die Mitte des Juli 
hinein nur zu Artilleriebeschießungen und mehr gelegentlich 
zu Patrouillenkämpfen. Wo die Italiener versuchten, zur 
Freude der Tiroler Standschützen mit größeren Abteilungen 
Der elektrische Signalspieg?l mit Batterie. 
Die Lichtsignalstation auf der Erde. 
gegen die gewaltigen Berge anzu 
rennen, wurde ihnen durch Artillerie 
und durch Steinlawinen, die hier 
das gegebene Kampfmittel sind, 
ein blutiger Heimweg bereitet. Die 
Tiroler im Älter von 15 bis 80 Jah 
ren, die hier und an der ganzen Tiro 
ler Grenze ihre geliebte Heimat gegen 
die „Tschniggen" verteidigen, lassen 
dort oben keinen Gemsbock hindurch 
und sind in ihren Schützengräben 
auch durch die von den Italienern 
massenhaft angewandten Chlorbom 
ben, die Augenleiden und schwere 
Hustenanfälle hervorrufen, nicht 
mürbe zu machen. Erst am 18. Juli 
schritten mehrere italienische Ba 
taillone zu einem Hauptangrisf 
gegen die Höhenstellungen auf dem 
Eisenreichlamm, der Pfannspitze und 
der Filmoorhöhe nördlich des Kreuz 
bergsattels vor. Sie wurden, ver 
lustreich wie immer, abgeschlagen. 
Westlich des Dreizinnenmassivs bei 
Schluderbach gingen an diesem Tage 
schwache Tiroler Verteidigungs 
kräfte auf die Hauptstellung zurück. 
Aber schon am nächsten Tage ver 
trieben sie die Italiener wieder aus 
der Vorstellung bei Schluderbach. 
Mit stärkeren Kräften, besonders 
auch mit gewaltiger Munitions 
vergeudung ihrer Artillerie, unterstützten die Italiener ihre 
Angriffe gegen Südtirol, wo ihnen das sogenannte „Tren- 
tino" mit Trient als besonders begehrenswert und er 
lösungsbereit erschien. Hier wie am Jsonzo überließ 
ihnen die k. u. k. Heeresleitung einige vorspringende Landes 
teile freiwillig. Der südliche Teil des Judicarientales, 
das südlich vorspringende Bergland zwischen dem Jdro- 
und dem Gardasee, das Gebiet südlich der Linie von 
Monte Altissimo am Gardasee über Brentonico, Marco im 
Etschtal, die Zugna Torta und den Colsanto, ferner der 
östlich von Borgo gelegene Teil des Val Sugana und die 
Talschaft von Cortina in den Dolomiten kamen nach ganz 
unerheblichen Kleingefechten mit Gendarmen und Patrouil 
len in die Hände der Italiener, die es nicht unterlassen 
konnten, sich mit lautem Lärm aller Welt als ruhmreiche 
Sieger anzukündigen und auf Grund dieser Begebenheiten 
von der italienischen Presse nicht nur als die der Zahl nach, 
sondern auch als die moralisch überlegenen gefeiert wurden. 
Aber damit waren sie auch schon am Ende ihrer Kunst. Über 
diese freiwillig von den Verteidigern preisgegebenen Ge 
biete sind sie auch nicht an einem einzigen Punkte hinaus 
gekommen. Am leichtesten wär'e auf diesem Kriegschau 
platz noch ein Durchstoß nach Trient über das Hochland 
von Folgaria-Lavarone gewesen (siehe auch 
Band H Seite 471). Aber diese Hochfläche 
führen vortreffliche, für Militär gut geeig 
nete Straßen auf dem kürzesten Wege nach 
Trient. Der Einfall mußte den Italienern 
an dieser Stelle um so leichter erscheinen, als 
ihre Forts und Befestigungsanlagen die öster 
reichischen Werke und Stützpunkte hier wesent 
lich überhöhten, also sowohl in Hinsicht der 
Beobachtung wie auch der Feuerwirkung be 
deutende Vorteile boten. Die Verteidiger, ins 
besondere die Besatzung der Grenzwerke, hat 
ten hier denn auch eine wichtige Beschießung 
aus den schweren 28 -ow- Mörsern auszu 
halten. Besonders die österreichisch-ungari 
schen Werke bei Lavarone, Luserna und 
Vezzena wurden außergewöhnlich reichlich 
bedacht. Einem einzigen Punkt galten nicht 
weniger als 2000 Granaten schwerster Art 
allein in den ersten Tagen des Krieges. Die 
dann erfolgenden Jnfanterieangriffe wurden 
von den Tiroler Stand- und Landesschützen 
sicher und kaltblütig abgewehrt, so oft auch 
die Italiener versuchten, in ihre Reihen ein 
zubrechen. Die mächtige italienische Artillerie-
	        
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