Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Phot. Stengel & Co., Dresden. 
V 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Tlsküb mit der Wardarbrücke. 
erhalte Franz den Kaiser" und die bulgarische National 
hymne. Der Jubel dauerte die ganze Nacht hindurch an. 
An demselben Tage nahmen die Bulgaren das lange um 
strittene Knjazevac und eroberten in heldenmütigem Sturm 
die mächtige serbische Stellung Drenova Glava, die Schlüssel 
stellung der Befestigungen um Pirot. 
Die Lage dieses großen verschanzten Lagers war nun 
aufs äußerste gefährdet. Die Festung war auf die Dauer 
unhaltbar geworden. Ebenso wichtig wie dieser große Er 
folg war der gelungene Sturm auf die Festung Zajecar, 
die ebenfalls in die Hand der Bulgaren kam. Die Zahl 
der Gefangenen der Armee Eallwih hatte sich seit dem 
23. Oktober um neue 2033 Mann erhöht, ein Beweis, 
daß auch auf diesem Teile der Front die Sache der Ver 
bündeten schnell voranging, auch die Armee Kövesz ver 
mochte sich weiter südlich zu schieben. 
Die Erschütterung der serbischen Ostfront durch die Bul 
garen hatte zur Folge, daß sich den Bulgaren WegL öff 
neten, die der serbischen Hauptarmee in die Flanke führten. 
Schon am 28. Oktober konnten sie in Pirot einziehen. 
Der Vorstoß gegen die Schlüsselstellung dieser Festung 
ersten Ranges, die von den Serben durch große Erdwerke 
noch verstärkt war, war eine militärische Ruhmestat ge 
wesen. Der Angriff wurde einge 
leitet durch eine von einem bul 
garischen Fesselballon aus geleitete 
schwere Beschießung der serbischen 
Stellungen. Langsam rangen sich die 
bulgarischen Infanteristen unter dem 
Schutz des Feuers ihrer Artillerie vor 
wärts und kamen trotz mancher Ein 
bußen Schritt für Schritt voran. Zahl 
reiche Verwundungen wurden von um 
herfliegenden Felsstücken verursacht, 
die von den einschlagenden serbischen 
Granaten emporgeschleudert wurden. 
Immer wieder warf sich die Schützen 
linie der Bulgaren nach einem Sprunge 
in den schlammigen Boden. Alle zehn 
Minuten kam sie ein paar Sprünge 
voran. Gegen zwei Uhr mittags stan 
den die Bulgaren vor den serbischen 
Drahtverhauen. JmHandgranaten- und 
Bajonettkampf vertrieben sie diel,art- 
näckigwiderstehendenSerbenodermach- 
ten sie kampfunfähig. So gewannen sie 
das Werk, das sobald auch den Gewinn 
der ganzen Festung nach sich ziehen s ollte. 
Am nächsten Tage wurde der Feind südlich Visegrad 
bereits über die Grenze gedrängt. Westlich der Morava 
wurde die allgemeine Linie Slavkovica—Rudnik—Cumic— 
Batocina erreicht. Südöstlich von Svilajnac fielen im Sturm 
die feindlichen Stellungen beiderseits der Resava. Uber 
1300 Gefangene gerieten in deutsche Hände. Die Armee 
Kövesz kam über die Raca und erstürmte Kirche und Dorf 
Cumic. Am 29. Oktober waren die Truppen der Mittel 
mächte schon so tief in das Herz Serbiens eingedrungen, 
daß sie entscheidende Kämpfe um den größten und be 
deutungsvollsten serbischen Lagerplatz, Kragujevac, einleiten 
konnten. Der Fall dieser Hauptfestung trat am 1. No 
vember ein. Damit verloren die Serben diesen für sie 
äußerst wichtigen festen Platz, vor dem die Österreicher und 
Ungarn bei ihrem ersten Vorstoß in das Innere Serbiens 
haltmachen mußten, und der Feldzug in Nordserbien war 
nun für sie vollständig verloren. Trotz ihres zähen Wider 
standes war eine Verteidigungslinie nach der anderen in 
die Hände der Verbündeten gefallen. Die Natur in all 
ihrer großartigen Wildheit hat die Angreifer ebensowenig 
aufzuhalten vermocht wie die Stärke der Verschanzungen. 
Der schnelle bulgarische Vormarsch bedrohte schon den letzten 
großen serbischen Stützpunkt Nisch. «Fortsetzung folgt., 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Hiffung der österreichisch-ungarischen und der 
deutschen Flagge auf dem Konak in Belgrad. 
>, (Hierzu die Kunstbeilage und die Bilder Seite 384=.) 
Das war ein für alle Zeiten denkwürdiger Augenblick 
in der an großen und einzigartigen Geschehnissen so reichen 
Geschichte des Weltkrie 
ges, als auf der Platt 
form der Residenz der 
serbischen Könige der 
Doppelaar der Habsbur 
ger Donaumonarchie und 
die schwarz-weiß-rote 
Flagge des Deutschen 
Reiches gehißt wurden! 
Zum zweitenmal binnen 
Jahresfrist waren die Sie 
ger in die alte, einst heiß- 
umstritteneDonaufestung 
eingezogen, Belgrad, das 
seine ehemaligen Zwing 
herren, die Türken, das 
„Tor des Krieges" nann 
ten, es konnte dem An 
sturm der deutschen und 
österreichisch - ungarischen 
Truppen nicht wider 
stehen, seine Festung trotz todesmutiger Verteidigung das 
Schicksalder serbischen Hauptstadt und des ganzen Landes nicht 
aufhalten... Mit stürmender Hand hatten unsere Feldgrauen 
Schulter an Schulter mit ihren österreichisch-ungarischen Ka 
meraden die letzten serbischen Schützengräben und Wälle im 
Park des Kalimegdan und Topschider genommen, nach erbit- 
Ansicht von Pirot, im Vordergründe das alte Kastell-
	        
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