Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
liche Presse diesen überraschenden Erfolg mit allen Mitteln 
zu verkleinern. Englische Zeitungen warfen den Deutschen 
vor, sie hätten den Erfolg durch sogenannte „Konvertie 
rungen" erreicht, das heißt durch die Möglichkeit, die dritte 
Kriegsanleihe mit den Stücken der ersten und zweiten zu 
bezahlen. Daß von diesem in England allerdings an 
gewandten Mittel in Deutschland keine Rede sein konnte, 
ist hinlänglich bekannt. Scherzeshalber sei auch die eng 
lische Unterstellung erwähnt, daß die deutsche Kriegsanleihe 
überhaupt nicht in Geld, sondern in Waren geleistet worden 
sei. Diese in Deutschland herzlich belachte Behauptung 
gründete sich auf die Mitteilung der Zeichnung eines deut 
schen Unternehmens in dem Orte Waren in Mecklenburg! 
Die englischen Verkleinerungsversuche sind allerdings wohl 
zu begreifen. War doch der deutsche Erfolg gerade für 
England, das mit seiner eigenen Kriegsanleihe sehr üble 
Erfahrungen gemacht hatte , besonders peinlich. Bis auf 
fünf Schilling für die kleinste Zeichnung hatte es bei 
seiner letzten Anleihe heruntergehen müssen, während in 
Deutschland die Mindestzeichnung hundert Mark betrug. 
Und trotz Erhöhung des Zinsfußes mußte England erleben, 
daß die Kurse seiner Anleihen unter den Ausgabekurs 
heruntergingen. Ein deutlicher Beweis von dem Miß 
trauen der Geldgeber in die Kraft des eigenen Landes. 
Deutschland dagegen konnte die erforderlichen Mittel von 
Anleihe zu Anleihe etwas billiger erhalten, und gleichwohl 
standen die Anleihen schon bald über dem Ausgabekurs. 
Auch in den Zeichnungen auf die Kriegsanleihe trat der 
einmütige Wille der Deutschen zutage, jeder an seinem Teil 
zur Niederwerfung der Feinde beizutragen. 
Während jedermann in Deutschland sich einem erheben 
den Gefühl des Jubels über den neuen deutschen Sieg 
hinter der Front hingab, kam im Westen endlich die längst 
erwartete große Offensive in Fluß (siehe auch Seite 331 
und 353). Der deutsche Tagesbericht meldete zunächst eine 
weitere Steigerung der Flieger- und Artillerietätigkeit an 
der ganzen westlichen Front. Ein südlich des Kanals von 
La Bassöe als Fühler angesetzter Angriff weißer und far 
biger Engländer scheiterte bereits im deutschen Artil 
leriefeuer. An der Küste gelang die Niederholung eines 
feindlichen Flugzeuges und die Gefangennahme seines 
Führers. 
Der Eranatenregen tobte weiter, und um den 24. und 
25. September, nach fünfzigstündiger, in der Champagne 
sogar fünfundsiebzigstündiger Dauer des unerhörtesten Trom 
melfeuers aus allen Kalibern, glaubten die Franzosen und 
Engländer den Augenblick herbeigeführt zu haben, in dem 
sie die deutsche Wacht betäubt finden würden und zerschmet 
tern könnten. Die Jnfanterieangriffe setzten mit nie erlebter 
Wucht ein. Zwischen den Bahnen von Ppern und Comines 
stießen die Engländer noch in der Nacht vor. Ihr Angriff 
brach erst nach einem wilden Nahkampf dicht vor und zum 
Teil in den deutschen Stellungen zusammen. Engländer 
griffen auch nordöstlich und südöstlich von Armentiöres und 
nördlich des Kanals von La Bassse an und versuchten die 
Benutzung von Gasen und Stinkbomben. Bon den deutschen 
Linien aus sah man die Inder mit Rauchpfannen voreilen. 
Stellenweise schlugen aber die Gase in die feindlichen Reihen 
zurück und richteten im Verein mit dem Feuer der deutschen 
Maschinengewehre, deren Bedienung entschlossen in den 
Easwellen ausharrte, nicht geringe Verwirrung an. 
Hierbei geschah es auch, daß der englische Divisions 
general Bruce in einem unserer Unterstände durch schle 
sische Freiwillige, die mit Handgranaten vorgingen, im 
Hohenzollern- 
werk gefangen 
genommen 
wurde. Auch 
sonst wurden 
zahlreiche Eng 
länder , Schot 
ten und Gur- 
khas zu Gefan 
genen gemacht. 
Ein Haupt 
durchstoßversuch 
der Franzosen 
erfolgte auch 
auf dem Ab 
schnitt Zwischen 
Prosnes, in der 
Nähe von 
Reims, bis zu 
den Argonnen. 
Er wurde auf 
der ganzen Li 
nie abgewiesen. 
Zum Teil wurde 
er schon durch 
Artilleriefeuer 
erstickt, zum Teil 
brach er erst 
wenige Schritte 
vor den deut 
schen Hindernis 
sen iin Feuer 
der Infanterie 
und der Maschi 
nengewehre zu 
sammen. Die 
hastig zurückflu 
tenden feind 
lichen Angriffs 
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schinengewehr- 
feuer die furcht- 
barstenVerluste. 
An einzelnen 
Punkten der 
Front dauerte 
Tie Stellung der deutschen Heere auf dem westlichen Kriegschauplatz Anfang Oktober 1915.
	        
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