Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

schon die erste Granate in den Saal neben mir einschlug. 
12 Tote und 30 Verwundete war die Wirkung! Die Decke 
meines Zimmers stürzte ein, die Fensterscheiben zersprangen, 
der Ofen fiel um, und ich lag hilflos da. Zwei Aerzte stürzten 
in das Zimmer und trugen mich mit dem Strohsack, auf dem 
ich lag, in den Hof. Aber auch hier flogen die Granatsplit¬ 
ter und Scherben umher, so daß ich meine letzte Kraft zu¬ 
sammennahm und mich nach einem Walde schleppte; ich war 
infolge des großen Blutverlustes sehr schwach. Aber hier war 
ich aus dem Regen in die Traufe gekommen, so dicht schlu¬ 
gen die Granaten ein. Hätte nicht ein Einjähriger sich meiner 
angenommen und mich fortgeschleppt, ich glaube nicht, daß 
ich noch unter den Lebenden weilte. Der Einjährige brachte 
mich hinter eine Scheune, wo ich drei Stunden, nur mit dem 
Hemd bekleidet, im Regen lag, bis mich die Sanitätsmann¬ 
schaft holte und mich in das Lazarett X brachte. Meine 
sämtlichen Sachen bis auf ein Paar Pulswärmer sind 
unter den Trümmern des Lazarett IV geblieben; ich habe nur 
das nackte Leben gerettet! Am übernächsten Tage wurde ich 
durch einen glücklichen Zufall im Auto nach dem Kriegs¬ 
lazarett in Radom befördert. Ich war froh, als ich alles 
hinter mir hatte, denn auch im Lazarett X war es wegen der 
russischen Artillerie nicht geheuer. In Radom lag ich zwei 
Nächte. Am Morgen des dritten Tages wurde ich in einen 
Lazarettzug für Schwerverwundete gebracht, der mich in zwei¬ 
tägiger Fahrt bei guter Pflege nach Berlin brachte. 
Jwangorod wehrt sich. 
Nun will ich Euch schildern, wie ich das Eiserne Kreuz 
erhalten habe. Am 14. Oktober lagen wir seit einigen Tagen 
vor der Festung Jwangorod und wurden dauernd von der 
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