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wo nun die Kirche steht, blieben sie stehen. Der Ort war damals unbe¬
wohnt und mit Gesträuch und Föhren bewachsen. Hier wurde die Leiche
beerdigt und aus einer großen Föhre das Hüttel aufgebaut. Die Axen
und Eäderspeichen des Wagens sind in der Kirche noch vorhanden. Auch
ist in einem alten, in der Kirche vorhandenen großen Bilde diese Begeben¬
heit dargestellt.
Als das Hüttel erbaut war, fingen die Leute an, öfters zu dem¬
selben zu kommen, um daselbst Gott durch die Fürbitte aller Heiligen
um Hilfe anzurufen, besonders zur Zeit einer Krankheit oder bei Seuchen.
Sie kamen haufenweise herzu, um ihre Andacht zu verrichten, woraus
sich schließen läßt, daß außerordentliche Gebetserhörungen das meiste
dazu beigetragen haben werden, das Vertrauen der Leute zu nähren. Dies
gab auch anfangs Veranlassung, das Hüttel und den Ort „Aller Heil"
und „Aller Heiligen" zu nennen. Auch müssen bedeutende Opfergaben
eingeflossen sein, weil man schon bald anfing, anstatt des Hütteis eine
Kirche zu bauen. Am Fundamente des Turmes zeigt sich die älteste
Inschrift in folgendem: „ivia" was vielleicht heißen soll: „I5t)4". Wenn
dies das Jahr der Grundsteinlegung war, so ergibt sich daraus, daß die
Wallfahrt einen sehr raschen Aufschwung genommen habe. Gewiß ist
daß die Kirche 1521 schon vollendet war, denn diese Jahreszahl trägt
das auf der Epistelseite über der Sakristei und neben dem Turme an¬
gebrachte Oratorium.
Geyersberg am rechten Ufer der Narrn war ein Schloß, von
dem 1809 nur mehr die Lagerstelle zu sehen war, 1417 besaß es
Stephan von Sudmannsdorf.
2. flrbing.
Arbing, einst Sitz der Arbinger, jetzt Schloß und Pfarre zum
heil. Johannes dem Täufer, erseheint urkundlich zuerst 1137 und
gehörte zur großen Pfarre Naarn. 1147 wurde Arbing mit Mitter¬
kirchen von Naarn abgetrennt und dem Stifte Waldhausen zuge-
wiesen. 1335 wurde Arbing Filiale von Mitterkirchen, war aber
mit demselben bis 1784 dem Stifte inkorporiert. 1785 wurde die
Pfarre gegründet, gebrochen aus Arbing, Mitterkirchen und Saxen.
Die Kirche wurde nach einer an der Chormauer eingegrabenen
Jahreszahl 1483 erbaut.
Seit 1227 hatten die Arbinger das Amt eines Landrichters
im Machlande. Nach den Arbingern gelangten die Walchen in den
Besitz des Schlosses. 1288 hat es ein Dietrich von Walchen besessen
und 1315 wird ein Bartholomäus Walch genannt. Arbing war ein
Liechtenstein-Nicolsburg'sches Lehen, was daraus hervorgeht, das
es Hanns von Lichtenstein-Nicolsburg 1469 dem Michel Walich
verlieh. 1494 starb der Arbinger Ast aus und Arbing ging an
jenen von Prandegg über. Nach 1528 kam Arbing an die Geyers¬
berg. Simon Geyer, ein Sohn des noch um 1500 in Franken se߬
haften Balthasar Geyer und dessen Gemahlin Katharina, Herrin
von Pappenheim, war der erste seines Stammes, der sich in
Oberösterreich durch Kauf von Arbing ansäßig machte. Nach diesen
gelangte Arbing an die von dem 1556 verstorbenen Philipp Breuner