Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

Linz und in Urfahr (Bürgerschullehrer V. Kraus) eine überaus lebhafte war. In 
gleicher Weife unterzogen sich mehrere Vertrauensmänner des Vereines der Aufgabe, 
der Landbevölkerung über die neuen Maße und Gewichte aufklärende und belehrende 
Vorträge zu halten. In diesem Jahre hielt weiter Professor I. Gärtner in Enns 
einen Vortrag über den „Zusammenhang der Naturerscheinungen". 
Der Umstand, daß die Vereinsgeschäfte immer umfangreicher uud ausgedehnter 
wurden, führte im Jahre 1876 zu einer Vermehrung der Schriftführer. In das 
Vereinsjahr 1876 fällt auch die Aufstellung der ersten vom Oberösterreichischen 
Volksbildungsvereine gegründeten Volksbücherei, die, 105 Bände stark, am 29. Juli 
1877 in Weikersdorf (Gemeinde Niederkappel) mit besonderen Feierlichkeiten er¬ 
öffnet wurde. Der Ausschuß erwarb 100 Stück der Haushaltungskunde von Ritter 
von Hermann zur Verteilung und Einreihung in die Bereinsbüchereien. Auch 
wurden einige hundert Stück des Orgelbuches von P. Otmar Berger angekauft 
und versendet. Endlich sei noch angeführt, daß in der Hauptversammlung vom 
28. April 1877 Professor I. Sadtler einen äußerst anregenden und belehrenden 
Vortrag „Über Meeresströmungen" hielt. 
Das Vereinsjahr 1877 brachte die Errichtung von vier neuen Volksbüchereien 
und die Unterstützung zweier Kindergärten (Frankenburg und Leonfelden); die 
günstige Vermögenslage des Vereines erlaubte die Entfaltung einer regeren Be¬ 
tätigung. Der Verein erließ einen allgemeinen Aufruf an die Gemeindevorstehungen, 
sich um die Aufstellung von Büchereien zu bewerben. Obwohl die gewährte 
Frist eine verhältnismäßig kurze war, liefen doch acht Gesuche ein. Nach reiflicher 
Erwägung der Verhältnisse beschloß der Ausschuß, die Aufstellung von drei Bücher¬ 
eien sofort vorzunehmen, die Errichtung der Büchereien in den übrigen fünf Orten 
aber dem nächsten Vereinsjahre vorzubehalten. 
Damals war die Aufstellung einer Bücherei jedesmal mit großen Feier¬ 
lichkeiten verbunden; der Bezirkshauptmann, Bezirksfchulinspektor, die Geistlichkeit, 
Lehrerschaft, Gemeindevertretung wohnten der Übergabe an, nicht selten legte 
der betreffende Ort Festgewand an und prangte in reichem Fahnenschmücke. Doch 
das war damals! 
Das Vereinsjahr 1878 verlief ruhig, in stetem Aufstreben. 
Die Jubelfeier der silbernen Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares ergriff 
der Ausschuß als willkommene Gelegenheit, durch Aufstellung von drei Volks¬ 
büchereien seine patriotischen Bestrebungen darzutun. 
Die Abhaltung von Vorträgen in Linz wollte nicht so festen Fuß fassen, 
als es im Interesse der Sache wünschenswert gewesen wäre. Dies hatte seinen 
Grund darin, daß bereits eine große Anzahl von Vereinen die Pflege von Vor¬ 
lesungen für eine größere Zuhörerschaft sich zur Aufgabe gestellt hatte, so daß auf 
diesem Gebiete eine keineswegs wünschenswerte Zersplitterung wahrzunehmen war. 
Die Herausgabe einer Zeitschrift wurde zwar sowohl vom Ausschüsse als 
auch von der das Vereinsjahr beschließenden Hauptversammlung als sehr wünschens¬ 
wert bezeichnet. Die Anregung zu unserem „Bolksboten" war gegeben; doch sollte 
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