Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

(1071 
Der Commissär lächelte etwas eigenartig, als er 
ein Schreiben bekam, in welchem die Gnädige unter 
viele» Entschuldigungen erklärte, dass die Verhaftung 
des Mädchens eine Uebereilung gewesen. Die vermiss 
ten Guldennoten hätten sich heute gefunden. Sie 
seien vom Sohne des Hauses nur verlegt worden. 
„Frei von der Schande, frei aber auch von allen 
Banden, die mich an diese Stadt fesselten". Das ist der 
erste Gedanke Sepherls, als man ihr von amtswegen 
verkündet, dass sich ihre Ehrlichkeit glänzend erwiesen 
und sie unschuldig unter schwerem Verdachte gestanden. 
Und dann, dann sinnt sie weiter. Zurückkehren zu 
der Familie, die so schnöde und schnell den Stab 
über sie gebrochen, nein, das duldet ihr Stolz nicht. 
Einen andern Platz in einer Stadt suchen, die ihr so 
wenig Herz gezeigt, dazu kann ein Alpenkind mit 
seinem weichen, tiefen Gemüth keine Lust mehr haben. 
Was bleibt also übrig? 
* 
* * 
Die Stube in der Rettenbachmühle ist behaglich 
durchwärmt, denn draußen liegt der Schnee metertief. 
Die Müllerin hat just in der Zeitung nach den 
Weltbegebnissen geforscht und ist darüber in ihrem 
Lehnstuhle eingenickt. Sie schläft recht gut, denn sie 
hört es nicht, dass sich die Thüre öffnet und über 
den blankgescheuerten Fußboden ein leichter Mädchen- 
fuß huscht. Wozu sich nur das blondzöpfige Ding 
hinter den Sessel schleicht? Ei ja, jetzt weiß ich's. Die 
Hände legt die kleine Bosheit der Schlummernden vor 
die Augen und wie die erschrocken auffährt, frägt sie 
kichernd: „Wer ist's, Müllerin?" Diese entgegnet 
etwas unwirsch: „Lass doch diese Kindereien mit einer 
alten Frau, so was ist höchstens noch der pudel- 
närrischen Sepherl zu verzeih'n, aber die ist ja in 
Wien!" „Nein, die ist hier," klingt es mit etwas ver 
schleierter Stimme hinter der überraschten Hausfrau und 
richtig, jetzt liegt das Mädel vor ihr auf den Knieen 
und legt den Blondkopf in ihren Schoß nnd frägt 
schüchtern, fast furchtsam: „Darf ich wieder bei dir 
bleiben? Hast noch einen Platz für das dumme Ding, 
das sich durch seine Hoffart bald um das ganze 
Glück gebracht? Und — und denkt ein gewisser Bub' 
auch noch auf mich?" Die Müllerin schmunzelt ein 
wenig bei der Antwort: „Das ist eigentlich zu viel 
auf einmal gefragt. — Dableiben kannst und mit 
dem Andern musst halt selber fertig werden!" Da 
springt das Sepherl auf und thut einen Juchschrei 
und fällt der Müllerin um den Hals und busselt sie 
ab und lacht unter Thränen: „Jetzt ist wieder alles, 
alles gut!" 
Salve Regina! 
Kalbe, öit Königsfrau, 
Hevenstrost, Hoffnungsttzau, 
Kutter öer Hiebe, schau 
Kreunölich auf uns, öie öich grüßen so warm! 
Kietz tzier im Gtzränenttzal 
In öer Ierbannung Dual 
Keinenöe otzue Katzl, 
Sprößlinge chvas, voll Grauer uuö Karm! 
Kursprach uns speuöe 
Kenöe, o weuöe 
Kie Augen uuö seuöe 
Kur einen Klick öes Hrbarmens uns Zu! 
An Jesu Kette, 
Ku Hochtzeneöette, 
Aus all' geleite. 
Kenn nach öer Herbannung mir eiugetz'n Zur Wh'; 
°H> Kilö öer Me 
Kit frommem Kemüthe, 
Küßöuftenöe Klüte, 
Hilf uns, o Jungfrau Karia tzn! 
Friedrich I. Aesendorfer. 
X 
Kür Oott erschaffen ist mein Her?, 
Ker kann sein Klück ermessen? 
Knö dennoch scheint es otzne KchmerZ 
Kies öfter Zu vergeffe«. 
Grost. 
Kein Heben märe Angst unö Aoth, 
Ken« nicht öer Grost mir bliebe, 
Kaß nicht wie ich mein Herr uuö -Gott 
Kergeßlich in öer Hiebe! 
L. I. Wermanschläger.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.