Volltext: Flugwesen und Flugzeugindustrie der kriegführenden Staaten [65]

haben sich die deutschen Eindecker der Taubenbauart gezeigt, und 
bekanntlich waren es auch Tauben (Gothataube), die als erste 
Flugzeuge im Krieg den Weg nach England gefunden haben. 
Immer mehr und mehr wurden im Kriege von allen Parteien 
die Eindecker ausgeschaltet, und in Frankreich wurden zu gleicher 
Zeit nicht weniger als 360 der früher so gefeierten französischen 
Eindecker außer Dienst gestellt. Tatsächlich ist nur noch der 
Moräne-Eindecker im Gebrauch als Beobachtungsflugzeug für die 
Artillerie, von denen die Moräne-Werke etwa sechs Stück in der 
Woche herstellen. Die anderen Flugzeugfirmen, wie z. B. Bleriot, 
müssen nunmehr Doppeldecker bewährter Bauart, hauptsächlich 
den kleinen, auch in England sehr gebräuchlichen Caudron-Doppel- 
decker herstellen, der einer unserer gefährlichsten Gegner zur Luft ist. 
Auch hat der Krieg eine wesentliche Vermehrung der Kampf¬ 
flugzeuge, das sind mit Maschinengewehren ausgerüstete Flug¬ 
zeuge, erforderlich gemacht, von denen wir wohl nicht allzuviele 
vor dem Krieg besaßen, während Frankreich und in noch größerem 
Maßstabe England schon frühzeitig dieser Flugzeuggattung einen 
hohen Wert beigelegt hatten. Sie sind in der Hauptsache eine 
Verteidigungswaffe, und auch hier zeigt sich wie in allen anderen 
militärischen Maßnahmen, daß unsere Gegner auf Verteidigungs¬ 
waffen wohl immer mehr bedacht waren als wir Deutschen. Aber 
das Auftreten unserer Kampfflugzeuge macht sich nach den General¬ 
stabsberichten von Tag zu Tag mehr geltend, und nach den Mel¬ 
dungen wurden an unserer Westfront an einem Tage nicht weniger 
als fünf feindliche Flugzeuge durch unsere Kampfflugzeuge her¬ 
untergeholt, so daß nach den feindlichen Berichten eine ungeheure 
Furcht vor den deutschen Kampfflugzeugen sich unserer Gegner 
bemächtigt hat. Wir dürfen auch daraus den Schluß ziehen, 
daß sich unsere Flugzeugindustrie besser weiterentwickelt hat als 
die unserer Feinde, was aber wohl erklärlich ist, wenn man be¬ 
denkt, daß ein großer Teil der französischen Flugzeugindustrie, 
die sich in den großen Militärzentren an unserer Westgrenze 
niedergelassen hatte, so z. B. in Reims, Chälons, Verdun, Douai, 
nunmehr in unseren Länden oder wenigstens im Feuerbereich der 
deutschen Geschütze ist. Nicht zuletzt ist aber der Erfolg unserer 
Angriffsflugzeuge dem Wagemut, dem Angriffsgeist und der 
Tüchtigkeit unserer deutschen Offiziersflieger zu danken, die sich 
nicht scheuen, den Kampf mit einer überlegenen Anzahl feind¬ 
licher Flugzeuge aufzunehmen. 
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