Volltext: Sozialismus und Sozialisierung in England

Produktionsgesetz (Corn Production Act) vom August 1917 bis 
1922 ein Minimalpreis für Getreide und Kartoffeln, den Land 
arbeitern ein Minimallohn von 25 Shilling wöchentlich auf un 
bestimmte Zeit garantiert. Auch wurden zur Regulierung der 
Löhne Lohnämter nach dem Vorbilde der bereits in einigen 
Industrien bestehenden Ämter für die Landwirtschaft errichtet 1 ). 
b) Die Kontrolle der Handelsschiffahrt. 
Die Abhängigkeit Englands in seiner Versorgung mit wich 
tigen Nahrungsmitteln und Rohstoffen von der überseeischen Zu 
fuhr brachte es mit sich, daß die Regierung gleichzeitig mit den 
Preisen auch die Frachtsätze für den Schiffstransport aus über 
seeischen Ländern als wesentliches preisbildendes Element einer, 
Kontrolle zu unterwerfen suchte. Zunächst begnügte sie sich da 
mit, Schiffsraum in großem Umfange für den Transport von Ge 
treide und Gefrierfleisch zu requirieren. Erst in der zweiten 
Kriegshälfte entschloß sie sich zu einer allgemeinen Regulierung 
der Handelsschiffahrt, indem sie im Februar 1917 sämtliche 
Schiffe beschlagnahmte, ihnen die Routen und die Art der Frachten 
genau vorschrieb und für alle Fahrten feste Sätze, sog. Blue Bock 
Rates, einführte. Die Festsetzung dieser Tarife erfolgte durch 
einen vom Schiffahrtsministerium eingesetzten Ausschuß von 
Schiffsreedern, »die nicht zu grausam mit ihrer Industrie um 
gingen« * 2 ). Da das Eingreifen der Regierung auf diesem Gebiete 
verhältnismäßig spät erfolgte, konnten in der Handelsschiffahrt 
sehr erhebliche Kriegsgewinne erzielt werden, die der Kriegs 
gewinnbesteuerung großenteils entzogen waren. Dies gilt nament 
lich hinsichtlich der vom Staate den Eigentümern gezahlten Ent 
schädigungssummen für versenkte Schiffe, die sehr bedeutend 
waren. Nach Chiozza Money, der selbst als parlamentarischer 
Staatssekretär im Schiffahrtsministerium tätig war, brachte ein 
Schiff, das vor dem Kriege für 40000 £ erbaut worden war, 
seinem Besitzer durch seine Versenkung im Jahre 1917 150000 £ 
ein. Diese Beträge wurden keineswegs sämtlich zu Schiffsneubauten 
verwendet, sondern häufig auch auf andere, oft spekulative Weise 
gewinnbringend angelegt, so daß die Fälle nicht selten sind, »in 
denen Schiffe, obgleich sie sich auf dem Meeresgrund befinden, 
noch hohe Dividenden verdienen« 3 ). 
x ) Ebenda, S. 262 fg. 
*) Chiozza Money, a. a. O., S. 73 fg. 
3 ) Ebenda, S. 79.
	        
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