Volltext: Hier spricht der Feind

eingeschlagen. Außer gegen Mauerteile und Steinsplitter, die niemanden schwer 
treffen, hat man hier drüben genügend Sicherheit. Gegen Mittag, als die Ge¬ 
schoßeinschläge wieder näher kommen, werden die Leute, die sich unter dem Aus- 
falltor und auf Wache befinden, ins Innere gerufen. In diesem Augenblick 
sind alle Verteidigungswerke zerstört oder unbrauchbar. Die Laufgänge und 
Tore sind durch mächtige Mauerklötze versperrt. Nur die 5,7er Kuppel des Vor¬ 
baus IV schien noch in gutem Zustand zu sein. Aber es war unmöglich, dahin zu 
gelangen. Auch die letzte Deckung der Bemannung ist nun ebenfalls bald bedroht. 
Ein Geschoß ist am Rand des Laufgrabens eingeschlagen, einige Meter jenseits 
des Forteingangs, und ruft einen Augenblick der Panik hervor. Die Beschießung 
geht weiter und läßt eine Wiederbesetzung des Werkes nicht mehr zu. Am 
14 Ahr 30 lassen uns eine fürchterliche Detonation und ein dichter Rauch ahnen, 
daß das Fort Konongshoykt in die Luft geflogen ist. Wir sehen, wie sich das 
Feuer unserer Feldartilleriebatterien in den Stellungen vor uns verkürzt, um den 
Rückzug der Truppen aus den Zwischenwerken zu decken, und ihre Schrapnells 
platzen in unserer Höhe. Deutsche Batterien sind rechts des Forts in Stellung ge¬ 
gangen. Wir find zwischen zwei Feuer genommen. Cs ist nicht mehr möglich, 
die Fortruine wieder in Stand zu setzen. Die Zweiundvierziger schlagen von sechs 
zu sechs Minuten mit einer entmutigenden Regelmäßigkeit ein, Lebensmittel¬ 
vorrat und Munition liegen unter den Trümmern. Kein trinkbares Waffer mehr, 
die Flinten leer, und die Menschen vollständig erschöpft. Vielleicht ist es noch 
Zeit, der drohenden Amzingelung zu entrinnen. Wir versuchen das unter einem 
Hagel von Schrapnells. Die Leute find erledigt, und mit einem entsetzlichen Ge- 
fühl von Niedergeschlagenheit entschließen sich die Offiziere um 18 Ahr, sie nach 
Lierre zu führen. Die Verteidigung hatte ununterbrochen vier Tage gedauert, 
unter einer Beschießung, die keinem Menschen Ruhe ließ und keine Ablösung er¬ 
laubte. Mit verschränkten Armen mußte man den Tod abwarten. Diese Er¬ 
wartung in einem dunklen Mauergang, der auf einen zerstörenden Schuß hin zu¬ 
sammenbrechen wird, gleicht einem sich ständig wiederholenden Todeskampf. Das 
greift die stärksten Nerven an, und um so bewundernswerter ist das Heldentum 
derer, die den Tod erwarteten, einzig und allein, weil man ihnen gesagt hatte, 
daß das notwendig sei; denn dieses Heldentum war von Vergessen umschattet, 
und niemand hat je davon erfahren...
	        
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