Volltext: Hier spricht der Feind

sich nicht mehr wach halten und sank nieder. Der Fortkommandant selber war kurz 
zuvor in einer feuernden Panzerkuppel eingeschlafen. Der Artilleriekommandant 
des Forts kann immer noch nicht gehen und wird mit einigen Verwundeten fort¬ 
geschafft. Man verteilt Lebensmittel und bessert die Schäden aus. Der 
Munitionsersatz der Panzerkuppeln geschieht durch die heil gebliebenen Laufgänge. 
Am 7 Ahr 20 beginnt die Beschießung wieder aufs schönste. Feindliche Flieger 
haben den Zustand des Forts aufgenommen, und die Zerstörung wird nun syste¬ 
matisch. Alle sechs Minuten kommt ein Geschoß an, „der Vlockzug" sagen die 
Leute. Die Geschosse melden sich von weitem an und schlagen abwechselnd auf 
der linken und rechten Fortseite ein. Da die Vorbauten sehr nahe an den Seiten 
liegen, wird bald der eine, bald der andere Vorbau getroffen. Die Soldaten haben 
das gemerkt und machen Wetten, wenn die Ankunft des Geschoffes sich ankündet. 
Zuerst wird der Vorbau I reichlich bedacht, dann nähern sich die Schöffe der 
Vorderfront. Der rechte vordere Laufgang stürzt ein. Durch ihn wurde der 
Munitionsersatz nach den Panzerkuppeln bewerkstelligt. Wieviel Mann find 
unter den Trümmern geblieben? Cin Appell ist unmöglich. Wir müffen die 
Vorderfront teilweise räumen laffen, und die Hälfte der Mannschaft flüchtet sich 
in den rechten Geschützunterstand. Alle telephonischen und telegraphischen Ver¬ 
bindungen sind gestört. Das Büro von Lierre antwortet uns nicht mehr, da die 
Stadt geräumt worden ist. Die Beschießung nähert sich dem rechten Geschütz¬ 
unterstand, und ein Geschoß krepiert 15 Meter vor dem Eingang. Die Mann¬ 
schaften erhalten Befehl, sich nach dem andern Ende des Forts zu begeben, das 
jetzt nicht mehr unter Feuer liegt. Es ist unmöglich, die im vorderen Geschütz- 
stand Verbliebenen zu benachrichtigen. Die Explosionen folgen alle sechs 
Minuten aufeinander, und die Beschießung geht in Serien in einem unveränder¬ 
lichen Sinn weiter. Durch Beobachtung der Einschläge konnte man also den 
Augenblick voraussehen, in dem es Zeit war, auszureißen. Der erste Schuß war 
allein gefährlich. Wenn die Explosionen zu nahe kamen, dann sammelten sich die 
Mannschaften beim Abschußgeheul, warteten den Einschlag ab, dann flüchteten 
sie sich in die neue Deckung. Indes kann dieses Spiel nicht lange dauern. Die 
Geschoffe scheinen uns zu verfolgen, die Gewölbe stürzen ein, sobald wir sie ver- 
laffen. 
Am 14 Ahr wird dem Infanteriekommandanten befohlen, in den Zwischenpausen 
der Einschläge das Ausfalltor des Forts in einzelnen Gruppen von seinen Leuten 
erreichen zu laffen, da es bis jetzt nicht getroffen worden ist. Die Bewegung wird 
in vollkommener Ordnung ausgeführt. Wie durch ein Wunder kommen wir zwischen 
den Einschlägen hindurch. Eine ganze Zeitlang bleibt das Feuer auf dem linken 
Fortteil liegen, und die Mannschaften nehmen auf dem Wallabsatz gegenüber 
der äußeren Böschung des rechten Kehlgangs Stellung. In diesem Moment war 
das zweihundertfünfunddreißigste Geschoß der Zweiundvierziger auf dem Werk 
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