Volltext: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Staats-Obergymnasiums in Krummau

Müh' des Sichtens und das Einlesen in die oft fremdartig klingenden 
und schwer lesbaren Satzgefüge, namentlich der älteren Urkunden, wurde 
jedoch gut belohnt. Kälten die wackeren Webermeister von Jahr zu Jahr 
die Geschichte der Zunft aufgeschrieben, wäre das für uns zwar verständ 
licher, aber weit nicht so anziehend, wie es diese Briefe, Zettelchen und 
und sonstigen Papiere sind, die nur prosaische Erfordernisse des jeweiligen 
Zeitgetriebes- künden und daher die damaligen Zeiten viel lebendiger 
schauen lassen als eine trocken geschriebene Chronik es tun würde. 
Ich fand da eine Menge von Schulzeugnissen der einstigen Normal 
schule, von Lehr- und Wanderzeugnissen, von Reise- oder Wanderpässen, von 
schmuckreich geschriebenen Meisterbriefen, von sogenannten Erlaubnisscheinen, 
vonKandwerkskonsenzen, ein großes Mitgliederverzeichnis vom Jahre 1765 
an bis auf den heutigen Tag, ein Verzeichnis rückständiger Mitglieds 
beiträge, einige Rechnungen, zwei gedruckte Zunftordnungen aus den 
Jahren 1734 und 1782 und endlich die fünf wichtigsten Urkunden, Knappen 
briefe; der erste vom Jahre 1589, der zweite vom Jahre 1599, zwei vom 
Jahre 1615 und der letzte vom Jahre 1776. 
Bevor ich an die Wiedergabe dieser wichtigen Briefe gehe, kann ich 
dem Leser nicht erspqren, von allen diesen Schriftstücken wenigstens über 
das Mitgliedsverzeichnis einiges zu berichten, da aus dem stetig wechselnden 
Wortlaut der diesbezüglichen Eintragungen der Entwicklungsgang der 
Weberzunft seit 1765 sich deutlich verfolgen läßt. 
In den ersten Jahren von 1765 bis 1840 wird jeder einzeln mit 
einer stehenden Formel eingetragen. Bis 1851 steht dann am Beginn 
eines jeden Jahres eine lange Einleitung, nach der die Namen der sich 
„einkaufenden" Meister aufgezählt werden. Ab 1851 steht am Schlüsse der 
erwähnten Einleitungsformel noch: „sie kauften sich ein als Anteithaber 
an den heiligen Messen". Von 1870 an fällt das Wort „Meister" ganz 
weg und es heißt zu Beginn eines jeden Jahres nur mehr: „Folgende 
sind beigetreten" oder „haben sich angeschlossen". Einkaufen kann sich 
jedermann, auch Weiber und Kinder. 
Nun zu den letzten und wichtigsten Schriftstücken! Schon ihr Äußeres 
flößt Respekt ein. Dickes Pergament-Papier, jeder Brief ein Bogen von 
fast einem halben Meter in Länge und Breite und trotz des Alters von 
über 300 Jahren ganz unversehrt. Auch die Schrift ist nicht im mindesten 
verblaßt. Ich werde vorerst den größeren Teil der Briefe, der die Knappen 
schaftsordnungen enthält und der in allen Briefen der gleiche ist, wörtlich 
wiedergeben, orthographisch genau, soweit es für den Leser verständlich 
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