Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

Zwischen Argonnen und Vogesen 
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Kirchturm zu Kirchturm wurden bei Tag mittelst roter Tücher, bei Nacht mit Hilfe 
von Leuchtraketen (die ja auch die deutschen Flieger in ähnlicher Form verwenden) Signale 
gegeben und unsere vormarschierenden Kolonnen so präzis beschossen, daß man mit allen 
Mitteln an die Auffindung und Unschädlichmachung dieser Spione gehen mußte." 
Die militärische Lage vor Verdun und an der Sperrfortlinie ist, nach einem 
zusammenfassenden Artikel der „Frankfurter Zeitung", in großen Zügen folgende: Nach 
der Einnahme von Saint-Mihiel und des Forts Camp des Romains (vgl. II, S. 128) 
besetzten die Deutschen noch den nordwestlich von Saint-Mihiel gelegenen Ort Chauvon- 
court (vgl. Karte S. 149); im übrigen wurde die Ueberschreitung der Maas nach der Er 
oberung der wichtigen Brückenköpfe auf dem westlichen Ufer nicht weiter ausgedehnt. Die 
westlichen Höhen sind zwar außerordentlich stark befestigt, aber man darf wohl annehmen, 
daß dies nicht der Grund der Unterlassung eines weiteren Vorgehens ist, da diese neuen 
Hindernisse für unseren Generalstab selbstverständlich keine Ueberraschung sein konnten. Es 
genügte vorläufig im Besitz der Uebergangsstelle zu sein. Die folgenden Monate ver 
gingen unter zahllosen Versuchen des Feindes, von Verdun und Toul aus unsere Truppen 
bei Saint-Mihiel abzuschneiden, oder sie aus der Woövre zu verdrängen. Die Angriffe 
aus Toul gingen besonders häufig in der Richtung auf Thiaucourt und den Rupt de 
Mad. Die Stellungen scheinen in diesem Gebiet stets im Fluß zu sein. Schauplätze 
dauernder, heftiger Kämpfe sind die Gegenden von Apremont, Flirey und Pont-ä-Mouffon 
(bei Apremont liegt das in den deutschen Generalstabsmeldungen oft genannte Bois Brüls; 
der andere häufig genannte Wald, das Bois de Prstre dehnt sich nördlich von Pont-ä- 
Mousson am linken Moselufer aus; vgl. Kartell, S. 123). Die deutsche Stellung auf 
dem westlichen Maasufer, gegenüber von Saint-Mihiel, war natürlich dem Ansturm des 
Feindes gleichfalls stark ausgesetzt. Die Erfahrungen der Franzosen, die einen Teil von 
Chauvoncourt zurückerobert hatten, aber mit schweren Verlusten von dort vertrieben 
wurden, weil die Deutschen den verlorenen Teil des Ortes in die Luft sprengten, haben 
der Besatzung des Brückenkopfes jedoch für einige Zeit Ruhe verschafft. Die Angriffe 
der um Verdun versammelten französischen Truppen konnten sich nur in einem eng um 
grenzten Raume ausbreiten. 
Die bedeutendsten Kämpfe in diesem Abschnitt der Kampffront waren diejenigen am 
Rupt de Mad Ende Oktober und Mitte Dezember 1914; ihnen muß daher eine ausführ 
lichere Schilderung gewidmet werden. 
Am Rupt de Mad 
Nachdem schon mehrere Angriffe der aus der Festung Toul nach Norden vorgeschobenen 
Deckungstruppen auf die Linie des Flüßchens Rupt de Mad in der Gegend von Thiau 
court abgewiesen worden waren, versuchten sie am 22. und 23. Oktober 1914 mit Hilfe 
frischer, eben aus Paris eingetroffener Kräfte einen besonders heftigen Vorstoß. Ueber 
diesen berichtet Karl Müller, der Kriegsberichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung", 
nach Erzählungen von Beteiligten folgendes: 
„Der französische Angriff begann bei Tagesgrauen. Wie gefangene Franzosen er 
zählen, war ihre eben neu ausgebildete und aus Paris mit Bahntransport angekommene 
Angriffstruppe unmittelbar nach ihrer Ausladung in Pont-L-Mousson in Marsch gesetzt 
und ins Gefecht geführt worden, ohne daß zuvor eine Erkundung der deutschen Stellungen 
stattgefunden hätte. Die Franzosen hatten allerdings in der letzten Zeit eine sehr leb 
hafte Auskundschaftung durch Spione betrieben, um sich einen Einblick in die durch starke 
Feldbefestigungen sehr gut gedeckten deutschen Stellungen zu verschaffen. Erst in den 
letzten Tagen noch waren in einer Scheune in der Gegend von Thiaucourt fünf fran-
	        
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