Zwischen Argonnen und Vogesen 169 Kirchturm zu Kirchturm wurden bei Tag mittelst roter Tücher, bei Nacht mit Hilfe von Leuchtraketen (die ja auch die deutschen Flieger in ähnlicher Form verwenden) Signale gegeben und unsere vormarschierenden Kolonnen so präzis beschossen, daß man mit allen Mitteln an die Auffindung und Unschädlichmachung dieser Spione gehen mußte." Die militärische Lage vor Verdun und an der Sperrfortlinie ist, nach einem zusammenfassenden Artikel der „Frankfurter Zeitung", in großen Zügen folgende: Nach der Einnahme von Saint-Mihiel und des Forts Camp des Romains (vgl. II, S. 128) besetzten die Deutschen noch den nordwestlich von Saint-Mihiel gelegenen Ort Chauvon- court (vgl. Karte S. 149); im übrigen wurde die Ueberschreitung der Maas nach der Er oberung der wichtigen Brückenköpfe auf dem westlichen Ufer nicht weiter ausgedehnt. Die westlichen Höhen sind zwar außerordentlich stark befestigt, aber man darf wohl annehmen, daß dies nicht der Grund der Unterlassung eines weiteren Vorgehens ist, da diese neuen Hindernisse für unseren Generalstab selbstverständlich keine Ueberraschung sein konnten. Es genügte vorläufig im Besitz der Uebergangsstelle zu sein. Die folgenden Monate ver gingen unter zahllosen Versuchen des Feindes, von Verdun und Toul aus unsere Truppen bei Saint-Mihiel abzuschneiden, oder sie aus der Woövre zu verdrängen. Die Angriffe aus Toul gingen besonders häufig in der Richtung auf Thiaucourt und den Rupt de Mad. Die Stellungen scheinen in diesem Gebiet stets im Fluß zu sein. Schauplätze dauernder, heftiger Kämpfe sind die Gegenden von Apremont, Flirey und Pont-ä-Mouffon (bei Apremont liegt das in den deutschen Generalstabsmeldungen oft genannte Bois Brüls; der andere häufig genannte Wald, das Bois de Prstre dehnt sich nördlich von Pont-ä- Mousson am linken Moselufer aus; vgl. Kartell, S. 123). Die deutsche Stellung auf dem westlichen Maasufer, gegenüber von Saint-Mihiel, war natürlich dem Ansturm des Feindes gleichfalls stark ausgesetzt. Die Erfahrungen der Franzosen, die einen Teil von Chauvoncourt zurückerobert hatten, aber mit schweren Verlusten von dort vertrieben wurden, weil die Deutschen den verlorenen Teil des Ortes in die Luft sprengten, haben der Besatzung des Brückenkopfes jedoch für einige Zeit Ruhe verschafft. Die Angriffe der um Verdun versammelten französischen Truppen konnten sich nur in einem eng um grenzten Raume ausbreiten. Die bedeutendsten Kämpfe in diesem Abschnitt der Kampffront waren diejenigen am Rupt de Mad Ende Oktober und Mitte Dezember 1914; ihnen muß daher eine ausführ lichere Schilderung gewidmet werden. Am Rupt de Mad Nachdem schon mehrere Angriffe der aus der Festung Toul nach Norden vorgeschobenen Deckungstruppen auf die Linie des Flüßchens Rupt de Mad in der Gegend von Thiau court abgewiesen worden waren, versuchten sie am 22. und 23. Oktober 1914 mit Hilfe frischer, eben aus Paris eingetroffener Kräfte einen besonders heftigen Vorstoß. Ueber diesen berichtet Karl Müller, der Kriegsberichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung", nach Erzählungen von Beteiligten folgendes: „Der französische Angriff begann bei Tagesgrauen. Wie gefangene Franzosen er zählen, war ihre eben neu ausgebildete und aus Paris mit Bahntransport angekommene Angriffstruppe unmittelbar nach ihrer Ausladung in Pont-L-Mousson in Marsch gesetzt und ins Gefecht geführt worden, ohne daß zuvor eine Erkundung der deutschen Stellungen stattgefunden hätte. Die Franzosen hatten allerdings in der letzten Zeit eine sehr leb hafte Auskundschaftung durch Spione betrieben, um sich einen Einblick in die durch starke Feldbefestigungen sehr gut gedeckten deutschen Stellungen zu verschaffen. Erst in den letzten Tagen noch waren in einer Scheune in der Gegend von Thiaucourt fünf fran-