Volltext: Der Völkerkrieg Band 1 (1 / 1914)

Der zweite französische Vorstoß in das Oberelsaß 271 
Mehrzahl dieser Darstellungen auf Irrtum beruht. In solchen Zeitei: höchster Er 
regung sind solche Berichte erklärlich, um so mehr, als es der Taktik der Fran 
zosen entspricht, wenn möglich in Zivilkleidern aus Häusern zu schießen, wie dies mehr 
fach nachgewiesen ist. Als Beispiel diene das Märchen vom erschossenen Geistlichen von 
Lagarde, der die Franzosen begünstigt haben soll, in Wirklichkeit ihnen den Zutritt zur 
Kirche und auf den Turm verwehren wollte, wofür ihm nachträglich von deutschen 
Offizieren Lob zuteil wurde. Trotzdem gilt dieser Mann in weiten Kreisen als er 
schossen. Das Zeugnis des Generals von Deimling sollte hier genügen. Wo aber wirk 
lich derartige Schurkereien passiert sind, darf es keine Beschönigung geben, und gerade 
wir Elsässer erwarten strengste Bestrafung. Ein wilder Zorn erfüllte unsere Bevöl 
kerung beim Auftauchen solcher Gerüchte und eine tiefe Verachtung für die feigen Hetzer 
um Blumenthal und Wetterls, die die Hauptschuldigen sind und sich rechtzeitig in Sicher 
heit gebracht haben. Nun haben sie sich endgültig demaskiert, diese Betrüger, die seit 
Jahren den Eid auf die deutsche Verfassung geschworen und deutsche Ehrenämter be 
kleidet haben. Wenn heute Blumenthal und Wetterls von Paris aus unter dem Ein 
druck der französischen Lügenberichte die ^Wiedervereinigung Elsaß-Lothringens mit 
Frankreich in Pariser Zeitungen feiern, wohl in der Erwartung hoher Staatsstellen im 
Elsaß, so zeigt dies, wie recht alle die gehabt haben, die oft im Gegensatz zu unserer 
Regierung diesen Männern nie über den Weg trauten. Mit welchen Gefühlen 
mögen diese traurigen Helden, deren sich das Elsaß heute schämt, den deutschen 
Kanonendonner vor Paris vernehmen? Mit der freiwilligen Ausscheidung dieser Herren 
ist es aber nicht getan. 
In der schrecklichen, aber heilsamen Glut des Kriegsfeuers wird unser elsaß-lothrin 
gisches Volk einem Entschlackungsprozeß unterworfen, der die reinen Erze unseres deut 
schen elsässischen Volkstums dem herrlichen Stahlguß deutscher Einheit und Kraft restlos 
und auf immer zuführen wird. Alles Unechte, Unsichere muß nun endgültig aus 
geschieden werden. Wir haben immer noch Reste einer leistungsunfähigen, sterilen, inner 
lich gespaltenen, Frankreich zuneigenden Bourgeoisie. Rücksichten auf diese dünne Schicht 
darf es in Zukunft nimmer und von keiner Seite, auch von der Regierung nicht, geben. 
Die gewaltige Mehrheit unserer Bevölkerung, die im Kerne deutsch von jeher, oft unbe 
wußt, geblieben war, hat heute in voller Klarheit ihr Geschick erkannt. Nicht die gran 
diose Technik und der Zwang der allgemeinen Wehrpflicht allein führte Söhne und 
Väter unseres Volkes in die Schlachtreihe des deutschen Heeres, es treibt sie auch der 
Zorn über den geplanten, nun mißglückten Ueberfall der vereinigten Gegner auf ein 
friedliches, arbeitsames Volk, es treibt sie die wachsende Begeisterung für das deutsche 
Vaterland, dessen Geschick die Elsässer teilen, dessen Sieg und Größe sie mit Gut und 
Blut miterkämpfen wollen. Wer die Mobilmachungstage in unsern Dörfern miterlebt 
hat, wer die sichere Entschlossenheit der älteren Männer und die Begeisterung der Söhne 
gesehen, dessen Herz ward froh der Empfindung, daß wir nun endlich unser Vaterland 
gefunden haben und desselben froh werden wollen. 90000 Kriegsfreiwillige, das drei 
fache der deutschen Durchschnittsziffer, drängten sich zur deutschen Fahne. 
Die rückkehrenden elsässischen Krieger, die viele ihrer Kameraden in fremder Erde 
bestatten mußten, die den hämmernden Herzschlag der Menschheitsgeschichte ergriffen 
vernommen und dem Tod ins Auge gesehen haben, die Väter und Mütter, die ihre 
Söhne dahingaben, sie alle werden die gewaltige Musik deutschen gerechten Zornes und 
deutscher Tapferkeit und Treue in sich aufnehmen und im Entsetzen der Schlachtfelder 
den heiligen Willen stählen, in den kommenden Zeiten eines, wie wir sicher hoffen, glän 
zend errungenen Friedens mitzutun mit Hand und Herz an den dann gewaltig gesteiger 
ten Aufgaben des deutschen Volkes, zum Segen der Menschheitsentwicklung.
	        
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