Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

98 Das deutsche Reich während des dritten Kriegshalbjahres 
zeitgemäßer Bebauungs- und Fluchtlinienpläne. Zur Beschaffung von Baumaterialien ist 
eine besondere Genossenschaft mit beschränkter Haftung begründet worden. Türen, Fenster 
u. dergl. wurden fabrikmäßig beschafft. 
Was nun die Entschädigungssrage anlangt, so sind Mittel zum Wiederaufbau 
zunächst nur als „Vorentschädigungen" aus den vom Landtag zur Verfügung gestellten 
Mitteln gewährt worden. Natürlich durfte die Entschädigung nie höher sein, als der Ge 
bäudewert vor der Zerstörung war. 
Die landwirtschaftlichen Schäden waren verhältnismäßig bald wieder einiger 
maßen behoben. Bereits Ansang 1915 konnte das „Berliner Tageblatt" (19.1. 15) be 
richten, daß sich die Vieh- und Schweinezucht wieder in den gewohnten Bahnen bewegten 
und auch der Saatenstand befriedige. Mitte Juni 1915 waren in den Grenzkreisen etwa 
800000 Morgen mit Sommersaat bestellt und nur 160000 Morgen unbestellt geblieben. 
Allerdings hatte die Landschastskammer aus den Sammelstellen Rindvieh ohne Barzah 
lung an die Landwirte abgegeben; außerdem waren an Brandentschädigungen bis 1. Juni 
1915 125350726 Mark ausbezahlt worden. 
Für die zahlreichen Beweise herzlicher und tatkräftiger Fürsorge, die von den deutschen 
Brüdern im ganzen Reiche und im Ausland Ostpreußen in der Not gegeben wurden, 
hat eine Vollversammlung der Kriegshilfekommission für Ostpreußen am 11. Juli 1915 
den tiefempfundenen Dank Ostpreußens ausgesprochen. Unter anderen hatte die sächsische 
Regierung bereits Anfang September 1914 250000 Mark für die Ostmark überwiesen, fast 
jede ostpreußische Stadt wurde das Patenkind einer anderen deutschen Stadt, die sich ihrer 
besonders annahm, die Katholiken Nordamerikas stifteten eine größere Gabe für 
das Rote Kreuz und auch der Papst ließ durch Vermittlung des Münchener Nuntius 
Mons. Frühwirth dem Bischof von Frauenburg 10000 Mark als Ostpreußenspende 
darbieten (vgl. Bd. VIII, S. 171). 
Besuche und Auszeichnungen 
Nach amtlichen Berichten und ergänzenden Mitteilungen 
28. Juli bis 3. August 1915. 
Die Kaiserin Auguste Viktoria begab sich am 28. Juli 1915 vom Neuen Palais in Potsdam 
nach Allenstein in Ostpreußen, traf dort mit der Kronprinzessin Cäcilie zusammen, empfing den Feld 
marschall von Hindenburg und fuhr dann mit der Kronprinzessin in Begleitung des Oberpräsidenten 
und Regierungspräsidenten über Neidenburg nach Königsberg. Am 31. Juli besuchten die Kaiserin 
und die Kronprinzessin von Gumbinnen aus die Städte Pillkallen, Schirwindt, Stallupönen und die 
auf diesem Weg liegenden Ortschaften und reisten am 1. August über Cadinen nach Potsdam zurück, 
wo sie am 3. August eintrafen. Beim Verlassen der Provinz Ostpreußen hat die Kaiserin am 1. Au 
gust 1915 folgende Kundgebung erlassen: 
„Es ist mir ein Herzensbedürfnis, den schwerbetroffenen Kreisen Ostpreußens zu danken. Ich kam, 
um mein Mitgefühl auszusprechen und etwas mittragen zu helfen von der Last und Sorge, die der 
Krieg dieser geliebten Provinz auferlegt hatte. Trotz Not und Jammer dieses Kriegsjahres hat die 
Bevölkerung noch Zeit und Kraft gefunden, mich und die Kronprinzessin durch Blumen und Bekränzungen 
zu begrüßen. Die Liebe zur Scholle und zum Königshause trat hervor auch da, wo nur noch Trümmer 
und Brandstätten mich umgaben. Ein Volk, das so mutig die Heimat sich wieder erobert durch Fleiß, 
Arbeit und Gottvertrauen wird auch der Herr nicht verlassen. Ich kehre tiefergriffen zurück und kann 
dem Kaiser berichten, daß seine treuen Ostpreußen den Mut nicht verlieren, ihm und dem Herrn ver 
trauen, an der Heimat nicht verzagen, sondern mutig am Wiederaufbau arbeiten." 
9. August 1915. 
Wegen ihrer Verdienste während der Russeneinfälle sind die Oberbürgermeister von Allen 
stein, Memel und Tilsit, die Bürgermeister von Memel und Rastenburg, Professor 
Müller in Gumbinnen und Dr. Bier freund, der Gouverneur von Insterburg während der Ruffen- 
zeit, mit dem Eiserne» Kreuz ausgezeichnet worden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.