Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Zusammenfassende Darstellung von Anfang Juni bis Ansang August 1915 5 
Die Verbündeten ließen sich in ihrer Verfolgung durch den Widerstand russischer Nach 
huten nicht lange aufhalten. Schon am 16. Juni abends langte die Armee Böhm-Ermolli 
vor der Wereszyca-Stellung an, am folgenden Tag die Armee Mackensen vor jener im 
Bergland, während die Armee Erzherzog Joses Ferdinand mit ihrer östlich des San 
befindlichen Hauptkraft gegen den Tanew und die Gegend von Narol vorrückte. Un- 
verweilt gingen alle Armeen an die erprobten Angriffsvorbereitungen: Heranbringen der 
Artillerie, Bereitstellung der Infanterie gegen die in Aussicht genommenen Teile der 
Angriffsfront." 
„Der Plan der Verbündeten war," nach den Ausführungen von Hans Niemann 
in seinem trefflichen Buche „Die Befreiung Galiziens" (Ernst Siegfried Mittler & 
Sohn Berlin, 1916), „offenbar folgender: Die Armee Böhm-Ermolli im Zentrum 
sollte mit ihren Hauptkräften die Wereszyca-Linie selbst forcieren, die Armee 
Mackensen am linken Flügel aus dem Raume um Niemirow gegen Osten angreifen, 
linker Flügel aus Rawa-Ruska, Zentrum über Magierow, rechter Flügel über Wiszenka 
und Zolkiew, also den rechten russischen Flügel eindrücken und durchbrechen. Ein Teil 
der Armee Böhm-Ermolli, der nach Süden über den Dnjestr abgeschwenkt war, sollte 
im Verein mit der Armee Linsingen (rechter Flügel) nordwärts gegen uns über den 
Dnjestr vorstoßen und den linken russischen Flügel eindrücken, sowie dem an der Wereszyca 
kämpfenden russischen Zentrum in den Rücken fallen. Demgemäß wurden die Seiten 
detachements Böhm-Ermollis auf Kolodruby, die Gruppe Szurmay auf Mikolajow, die 
Mittelgruppe der Südarmee auf Zydaczow und Zurawno, die Gruppe Hosmann auf 
Halicz in Marsch gesetzt. Den linken Flügel der Angriffsgruppe hatte Erzherzog 
Josef Ferdinand gegen Norden, den rechten Flügel die Armee Pflanzer-Baltin zu 
decken. Beide sollten ebenfalls offensiv vorgehen um den gegenüberstehenden Gegner voll 
zu beschäftigen." So hoffte die Heeresleitung der Verbündeten die beiden Flügel der 
russischen Hauptstellung einzudrücken und die russischen Heere möglichst in drei, wenigstens 
in zwei völlig getrennte Teile zu zersprengen." 
Der Plan gelang. „Schon am 19. Juni 1915," fährt der Bericht aus Streffleurs 
„Oesterreichischer militärischer Zeitschrift" fort, „konnte die artilleristische Beschießung mit 
ganzer Macht einsetzen. Mittags war von der Armee Mackensen bei Magierow bereits eine 
solche Wirkung erzielt, daß die Garde und das K. u. K. 6. Korps hier die Front durch 
brechen und als mächtiger Stoßkeil bis an die Bahn Rawa-Ruska—Zolkiew vordringen 
konnten. Auch die Armee Böhm-Ermolli, die sich am 17. und 18. Juni in heißem 
Ringen der Uebergänge versichert hatte, wobei namentlich der Kamps um Grodek an 
Heftigkeit seinesgleichen suchte, arbeitete sich am 19. Juni so dicht an die feindliche 
Stellung auf den Höhen heran, daß sie in der Nacht zum Sturm übergehen konnte, 
der einen vollen Erfolg brachte". 
„Die südlich vom Dnjestr operierenden Teile der Armee Böhm-Ermolli", schreibt 
Hans Niemann in seinem Buche „Die Befreiung Galiziens" weiter, „hatten bereits am 
17. Juni den Vormarsch gegen Kolodruby angetreten und nachdem Litynia vom Feinde 
gesäubert war, diesen hart an den Fluß gedrängt. Am 19. Juni wurde dann der Fluß 
übergang erzwungen und am 20. Juni die enge Verbindung mit den Hauptkräften der 
Armee hergestellt. Dieses Vorgehen war dadurch erleichtert worden, daß die rechts an 
schließende Gruppe Szurmay der Armee Linsingen bereits am 18. Juni ihren Gegner 
gleichfalls gegen den Dnjestr gedrängt und Derzow und Rudniki besetzt hatte. Die 
Hauptkräfte Linsingens gingen am 20. Juni zum allgemeinen Angriff über, vor dem die 
Russen aus Zydaczow wichen und der in den folgenden Tagen zur Erzwingung des 
Dnjestrüberganges bei Zydaczow und Zurawno führte. Damit hatte auch Linsingen 
seine Aufgabe gelöst, den linken russischen Flügel geschlagen und eingedrückt."
	        
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