Volltext: Beiträge zur Künstlergeschichte der Passauer Maler Rueland Frueauf Vater und Sohn [7]

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denwurff, die Künstler der Hartmann Schedel- 
schen Weltchronik, sich zur Beschaffung des benötig 
ten Passauer Stadtbildes an den ihnen beftbekannten 
Paffauer Gesellen wandten?! In der Tat zeigt das 
Passauer Stadtbild der Schedel'schen Chronik, trotz 
der gewiß weitgehenden Unrgeftaltung der zeichne 
rischen Vorlage durch den Holzschneider, vieles von 
der Eigenart des jüngeren Frueauf. Die korrekte 
Beherrschung der Perspektive im Gegensatz zu dem 
älteren um 1.470/80 entstandenen Passauer Stadt- 
Bild 32. Nürnberg, German. Museum, chem. Hochaltar der 
Augustinerkirchc, „St. Veit widersteht den Verführerinnen" 
bild Hans Eckelö, die ganz Frueauf'sche kugelige 
Stilisierung der Hügel hinter der Stadt, deren 
Geländefalten von perlartig gereihtem rundlichen 
Buschwerk gesäumt sind, die Bildung der runden, 
fächerartig sich entfaltenden Bäume an sich, das 
alles sind Eigenarten, die wir auch in der Zeichnung 
der Gemälde des jungen Frueauf feststellen. Die 
Vorarbeiten für die Schedel'sche Weltchronik, deren 
Herausgabe mit dem Vertrag vom 2y. Dezember 
1491 (vergl. auch Grenzmarken 1929, S. 23, 
Anm. 3!) beschloffen wurde, fallen ja zeitlich mit 
Rueland Frueaufö d. I. Passauer Aufenthalt zu- 
s ammen. 
In den Jahren nach dem Entstehen der Rückseiten 
bilder des Wiener Passionöaltars dürfen wir uns 
wohl den Aufenthalt des jüngeren Rueland Frueauf 
in der Werkstätte des Vaters in Paffau ähnlich 
vorstellen wie jenen deö Lukas Cranach in der 
väterlichen Werkstätte, von dem wir aus Prozeß 
akten wissen, daß er oft lange auf seinen Wander 
fahrten von der Heimat abwesend war, um tut 
Bedarfsfälle wieder zeitweilig heimzukehren.") Wo 
hin ihn seine Wanderfahrten führten, das läßt sich 
wie an den Rückseitenbildern des Wiener Passions 
altars nur aus den künstlerischen Eigenarten seiner 
späteren Werke vermuten. Otto Fischer'^) kommt 
nach einer Analyse der Klosterneuburger Bilder zu 
dem Schluß, daß „Rueland Frueauf d. I. nicht wie 
der Vater (1483, Bildchen im Prager Rudolfinum!) 
nur vereinzelte niederländische Werke gesehen hat, 
sondern nach der Lehrzeit in der heimischen Werkstatt 
auf der Wanderschaft bis nach Holland gekommen 
ist und dort gearbeitet hat". Besonders aus dem 
Kolorit der Werke unseres Meisters nach 1497 
sprechen nach Fischers Meinung Töne, die nach 
den Niederlanden führen. „Da ist nichts mehr von 
der strengen Rechnung des alten Rueland mit den 
tiefen leuchtenden Farben und ihrem Ausgleich 
und Einklang; der Maler nimmt zarte, lichte Far 
ben, die sich vertragen, und er setzt sie unbefangen 
nebeneinander, ohne nach einer abstrakten Bildschön 
heit zu streben. Er hat viele neue und besondere 
Töne aus den Niederlanden mitgebracht, — Lachs 
rot, Blaugrau, Mattgelb, Lichtgrün und dergleichen — 
die ihm einen größeren Grad von Natürlichkeit 
gestatteten als die beschränkte Farbenskala der frühe 
ren Zeit". Auch die neue Beherrschung der Perspek 
tive will Otto Fischer unseren Meister bei den Nieder 
ländern erlernen lassen. Gerade in seinen Perspek 
tivkunststücken, wie an jener perspektivisch kühnen 
Oberhausdarstellung (Bild 1), welche den Ausgangs 
punkt unserer Studie bildete, glaube ich aber den 
Weg in einen dritten Kunstkreis zu finden, den der 
jüngere Frueauf in seinen Wanderjahren berührt 
n ) Otto Bcncsch „Jur altösterreichischcn Tafelmalerei" in 
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Neue 
Folge II <1028), S. 63 ff. 
>-) Otto Fischer op. cit, S. 120 ff.
	        
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