Volltext: Lauriacum oder Lorch unter römischer und deutscher Herrschaft

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Bulle, die den übrigen zur Grundlage dient, Papst Symachus, 
welcher vom Jahre 498—514 regierte, an einen angeblichen Erz¬ 
bischof Theodor von Lorch das Pallium verliehen haben soll. 
Denn das war eben jene Zeit, wo, wie wir in der Schilderung 
von Lauriakum gesehen haben , Ufernorikuni und auch Panonien 
in Folge der Völkerstürme verwüstet und verödet, die Städte 
sammt ihren Kirchen entweder zerstört oder zu Flecken herab¬ 
gesunken oder verlassen, die römische Kultur völlig zu Grunde 
gegangen, und die Mehrzahl der keltisch-römischen Einwohner 
und mit ihnen auch die christlichen Priester und Mönche zu¬ 
meist nach Italien abgezogen, der Eest von ihnen ins Gebirge 
und in die Wälder geflohen war, um den beständigen Unruhen, 
dem Bauben, Plündern und Morden zu entgehen. Und wenn 
auch nicht lange darauf unter der Herrschaft der Ostgothen ru¬ 
higere Zustände eintraten, so waren doch die nun an der Donau 
wohnenden germanischen Völkerstämme entweder Heiden oder 
Arianer. Aus dem Gesagten ist demnach ersichtlich, dass in der 
Zeit des Papstes Symachus an der Donau ein gänzlicher Verfall 
aller sittlichen, religiösen und sogar aller Landeskultur herrschte, 
dort jede Fortdauer der katholischen Beligion aufgehört hatte und 
also an den damaligen Bestand einer katholischen Metropolitan- 
Verfassung für Ufernorikum und Panonien und eines Erzbisthums 
in Lorch nicht zu denken sei. 
Die Bulle des Papstes Symachus sagt, dass sich Theodor 
des ihm ertheilten Palliums nach der Gewohnheit seiner Kirche 
zu bedienen habe. Allein aus der Lebensbeschreibung des heil. 
Severin wissen wir, dass eine solche Gewohnheit zu Lorch nie 
stattgefunden hat, dass der Vorgänger des angeblichen Erzbi¬ 
schofs Theodor, Bischof Constantin von Lorch nie zum Erzbischof 
erhoben, also nicht mit dem Pallium betheiliget wurde. Auch 
war das Pallium in jener Zeit noch gar nicht im Gebrauche und 
kam erst unter Papst Gregor dem Grossen, der 597 Papst wurde, 
in Gewohnheit.a) 
b Kurz m, 79.
	        
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