Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die Mechanik. 
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schließender Eins eine unbegrenzte Vielheit sein muß. 1 Wie im Raum 
zahllose Punkte, so sind im Weltall zahllose Mittelpunkte oder 
Centra, Himmelskörper oder Sterne, deren leuchtender Eindruck die 
sinnliche Einbildung erfreut und erhebt, während ihre Vielheit der 
denkenden Vernunft nichts anderes bietet, als ein Beispiel der schlechten 
Unendlichkeit, wie auch die Unermeßlichkeit des Weltalls, die Endlosig 
keit des Raumes, der Zeit, der Zahl u. s. f. 2 
Was die denkende Vernunft interessirt und ihr als adäquates 
Object einleuchtet, ist die Vernunft im Weltall, der Zusammenhang 
und die Ordnung der Dinge. Eine solche Ordnung ist unser Sonnen 
system, dessen vorzüglichste Glieder die Planeten sind. Die Erde ist 
der vollkommenste Planet. Die Gesetze der Planetenbahnen entdeckt 
zu haben, ist der unsterbliche Ruhm Keplers, den Newton in den 
Augen der Welt verdunkelt habe. Dieser habe aus den Gesetzen, 
welche Kepler auf inductivem Wege gefunden, das Princip der Gravi 
tation, d. h. der allgemeinen Attraction oder Schwere, hergeleitet und 
daraus die keplerschen Gesetze deducirt. Diese Gesetze haben sowohl 
die Gestalt der Planetenbahnen als deren Geschwindigkeit fest 
gestellt, und zwar die Geschwindigkeit in ihrer zweifachen Bedeutung: 
als das Verhältniß von Raum und Zeit innerhalb jeder Planeten 
bahn und als das Verhältniß der Umlaufszeiten zu den Entfernungen 
vom Centralkörper. Die drei großen keplerschen Gesetze sind: 1. Die 
Bahn, welche der Planet beschreibt, ist nicht die schlecht gleichförmige 
des Kreises, sondern die gleichförmig beschleunigte und gleichförmig 
retardirte der Ellipse. 2. Innerhalb dieser Bahn beschreibt der 
Radius vector in gleichen Zeiten gleiche Sectoren, d. h. (nicht gleiche 
Bogen, sondern) gleiche Abschnitte der elliptischen Fläche. 3. Die 
Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich, wie die Würfel der mitt 
leren Entfernungen der Planeten von der Sonne. 
Wie man das galileische Fallgesetz so zu erklären gesucht hatte, 
daß man die beiden Momente der Materie, die Trägheit und die 
Schwere, in besondere Kräfte verwandelte und deren Wirkungen summirte, 
so sollen auch die keplerschen Gesetze der Planetenbewegung, diese Ge 
setze der großen Mechanik des Himmels, dadurch erklärt werden, daß 
man die beiden Momente der absolut freien Bewegung, die gleichförmig 
* Ebendas. Buch II. Cap. XIV. S. 456-460. — 2 Hegel. Werke. Bd. VII. 
Abth. I. § 268. Zus. S. 90-93.
	        
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