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Durch das Tor hindurch schieben die Kanoniere ihre Ge
schütze vor, und kaum strecken sie ihre Mündungen durch die
Torpfeiler hindurch, als auch schon die französische Besatzung
ihren Todfeind erkannt hat und aus den Mausern und Fabrik
gebäuden ein wildes Schnellfeuer auf diese verlockenden Ziele
abgibt. Aber schon fäucht die erste Granate aus dem Rohr,
und dann jagen beide Geschütze mit höchster Geschwindigkeit
Schuß auf Schuß heraus. Vor den Augen der Kanoniere
tanzen Funken von den Querschlägern, die wie Hagelschloßen
das Pflaster peitschen, prasselnd schlagen die Infanterie
geschosse gegen die Schutzschilde, aber unbeirrt halten die
Kanoniere an den Geschützen aus. Sie blicken auf ihren Zug
führer, Lt. Elsner, der — kaum gedeckt — mit einer er
staunlichen Ruhe die Einschläge beobachtet, neue Ziele zuweist
und die Richtung verbessert, als ob er mit seinen Kanonieren
auf dem Übungsplatz Großenhain, aber nicht — von (Quer
schlägern umsurrt — vor der Infanterie auf dem Pflaster
von-Lille stände. Von Hand zu Hand lassen die Munitions-
kanoniere die Granaten aus den protzen wandern, geladen
— gerichtet — abgefeuert! — Wolken von Staub und Mörtel
steigen aus den Gebäuden auf. Häuserwände krachen zu
sammen, lodernde Flammen steigen aus den getroffenen Ge
bäuden hoch, durch die Fenster der Fabrikanlagen krauchen
grüngelbe (Qualmwolken und zeugen von der vorzüglichen
Wirkung des Beschusses.
Den Sieg vor Augen trifft ein (Querschläger Lt. E l s n e r
Ln die Brust, den Richtkanonier Gefr. Schmitt wirft ein
Kopfschuß tot über die Lafette, zwei weitere Kanoniere
werden verwundet, aber die Geschützführer mit dem Rest der
Bedienung bleiben im Ziel. Sie fühlen es, daß der Feind
weich zu werden beginnt. Noch sechs, sieben Granaten Ln die
Fabrik — und nun ist es mit der Widerstandskraft der fran
zösischen Besatzung zu Ende. Aus den qualmenden und bren
nenden Gebäuden flüchten bunt gemischt Kaufen französischer
Soldaten und Zivilisten, viele kommen völlig erschüttert mit
hocherhobenen fänden auf die Deutschen zugestürzt, um sich
zu ergeben.
Schon sind auch die )6)er über den Platz vorgestürmt.
Wo noch widerstand aufflackert, wird er schnell gebrochen.
Nichts kann jetzt den Schwung des Angriffs mehr aufhalten.
Unverzüglich will der Regiments-Kommandeur, Oberstlt.