Volltext: Alois Greil

In den periodischen Ausstellungen Wiens fanden Greils 
Aquarelle Hunderte von Bewunderern. Bilder, wie „Der 
entweihte Stammtisch", „Das Ritterschauspiel", „Der ver¬ 
regnete Festmorgen" unb „Die Schulprüfung" packten schon 
durch ihren Vorwurf und sprachen zu Herz und Gemüt 
durch die liebevolle Wiedergabe des erzählten Stoffes. 
Denn sie wirkten wie gute, durch Humor verklärte Erzäh¬ 
lungen. Namentlich war es die Biedermeierzeit, welche 
Greil stets anzog und die er treffend „die Poesie des Phi¬ 
listers" nannte. Einige Typen kehren häufig wieder: 
Bettler und Vaganten, fahrende Gesellen und Dorfkomö¬ 
dianten, namentlich in ihren unvermeidlichen Zusammen¬ 
stößen mit den gestrengen Wächtern des Gesetzes; der wür¬ 
dige Pfarrherr, der dürftige Landschulmeister, der stramme 
Förster, nicht zu vergessen der Kinder liebliche Schar, unter 
welcher immer eines durch ein großes „Zahnwehtüchel" 
Heiterkeit erweckt. Das Wiener Volksleben fand an ihm 
einen liebevollen Beobachter. Bei der Beliebtheit seiner 
Bilder war es kein Wunder, wenn der Künstler manches 
Aquarell öfter malen mußte. Ich erinnere mich, daß er das 
figurenreiche, überaus lustige Bild „Der entweihte Stamm¬ 
tisch" fünfmal reproduzierte. Wie der Hof und der Hoch¬ 
adel an seinen Soldatenbildern Gefallen fand und sie gern 
für seine Galerien erwarb, so hatten Greils Genrebilder 
ihre warmen Anhänger in anderen Kreisen. Namentlich 
Freiherr von Lanna war ihm ein anhänglicher Mäzen, 
nicht minder der kunstsinnige Lobmeyr, in dessen Galerie 
sich eine ganze Reihe köstlicher „Affenbilder" von Greil 
finden. Auch ein Kunsthändler in Karlsbad stand mit 
Greil in dauerndem Verkehr. 
Gelegentlich malte er Miniaturen von ungemeiner 
Feinheit, die noch der schärfsten Lupe standhielten und als 
Kabinettstücke von den Sammlern der älteren Richtung sehr 
geschätzt wurden. Denn Greil war sehr kurzsichtig und 
daher um keinen Preis zu bewegen, ein Oelbild zn malen.
	        
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