Volltext: Zell an der Pram

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1768 begann der Umbau und Neubau des 
Schlosses zu Zell und wurde 1772 vollendet, lieber 
dem Haupteingang ist auf einer Marmortafel zu lesen: 
„Ferdinandus Josefas, Comes in Rheinstein et Tat- 
tenbach, hanc sedem exstruxit, anno 1772." Ferdinand 
Josef, Graf in Rheinstein und Tattenbach, hat diesen 
erbaut im Jahre 1772. Der Plafond des Haupt- 
sa a les, die Räume der Vorzimmer, der Speisesaal, 
die Galerien, die beiden Rundzimmer und das Trep- 
Penhaus wurden von den beiden Hofmalern aus Mün- 
chen, Christian Wiek und Josef Damian Huber, mit 
prächtigen Freskomalereien geschmückt, wofür sie 1500 
Gulden erhielten. Anfangs der siebziger Jahre 
herrschte in ganz Churbayern eine große Hungers- 
not und Teuerung. Die starken Fröste des Jahres 
1770 und Regengüsse hatten die Feldfrüchte zum Teil 
oder ganz zugrunde gerichtet. Der Scheffel Weizen 
kostete 40, Korn 30, Gerste und Hafer 20 Gulden. 
An der Landesgrenze standen Wächter und Galgen. 
Ein Bauer bei Burghausen wollte nur wenig Getreide 
wegschaffen, er wurde augenblicklich an den Galgen 
gehängt. Der Lohn der Dienstboten war sehr gering; 
eine Magd mußte mit einem Gulden Jahreslohn zu- 
frieden fein. Außer Brot und Getreide war aber 
alles sehr wohlfeil. Ein Pfund Fleisch kostete 2—3 
Kreuzer. Im Jahre 1779 wurde die Numerierung 
der Häuser im ganzen Jnnviertel angeordnet. 
Bereinigung des Jnnviertels mit Oesterreich. 
Nach dem Hinscheiden des Churfürsten Maximilian 
Josef am 30. Dezember 1777, des letzten Wittels- 
bâcher aus der Wilhelminischeu Linie, machte Kaiserin 
Maria Theresia Ansprüche auf Niederbayern. Regent 
von Bayern war Karl Theodor von der pfälzischen 
Linie. Es kam zum Kriege, aber nur zu unbedeu- 
tenden Gefechten. Am 13. Mai 1779 wurde der Friede 
zu Tescheu geschlossen und Oesterreich begnügte sich 
mit der Abtretung des jetzigen Jnnviertels. Die seier- 
liche Uebergabe des Landes geschah zu Braunau den 
29. Mai 1779. 
Kaiserin Maria Theresia starb 1780. Ihr Sohn 
Joses II., der vorher schon Mitregent war, übernahm 
nun die Alleinregierung. Alle Nebenkirchen und Ka- 
pellen, die überflüssig schienen, mußten gesperrt, aus 
Abbruch verkauft und das Vermögen derselben einge-
	        
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